Ich werde hier die Kommentare abstellen. Das hat verschiedene Gründe:
1) Erstens sind es nicht mehr so viele. Die Pioniertage des Bloggens sind vorüber, wo auf jeden Furz 52 Kommentare eintrudelten, wie damals so circa 2003/4 im Mehrzweckbeutel. Die Horde zieht weiter, zerstreut sich oder schrubbelt sich an lustigeren Feuerchen. (Überhaupt: Lustig muss es sein!)
2) Auch wenn Akismet hier aufpasst, muss man doch regelmässig reinschauen und Zeit investieren um die Spamgülle zu löschen. Irrationaler Zeitaufwand für den ein oder anderen kongenialen Kommentar.
3) Wenn ein Post heute kommentiert wird, dann irgendwo da draussen. Kontrollverlust. Also konsequent: Macht doch was ihr wollt. Historisch gesehen war das damals richtig, eine Kommentarfunktion zu haben, weil die meisten Leser ja keine andere Möglichkeit hatten, das cluetrainige Gespräch zu pflegen. Heute: Where you want, whenever you want. Gehet hin und labert, aber nervt meine Datenbank nicht voll. Man kann das auch als eine provozierte Steigerung der doppelten Kontingenz bezeichnen.
5) Wenn ein Post die Interessenpanzer (Vorkenntnisse, IQ, Alter… ) eines Lesers durchbricht, kann dieser genauso gut aus seinem eigenen Blog verlinken oder irgendwo da draussen seine „Meinung“ streicheln. Die Gedanken sind frei. Wer im eigenen Blog einen Gedanken aufgreift, verändert, erweitert, wird auch stilistisch anders – und ich schätze für alle Beteiligten produktiver – reagieren als in einem hingerotzen Impulskommentar um 1:13Uhr. Himmel, was ich hier schon gelöscht habe! (Ja, I confess, ich tutete es.)
5a) Wer das alles im Jahre 2013 nicht oder nirgendwo hinbekommt, mit dem – aber lassen wir das.
6) Wer den Austausch mit mir sucht, findet ihn auch.
All das hat natürlich auch mit dem veränderten Umfeld durch FB, G+, Twitter und anderen Silos zu tun. Die Suppe ist dünn geworden und wird täglich immer dünner und flüchtiger. Die sich dort herrausbildende Akkumulation der Aufmerksamkeit folgt anderen als sachlichen Kriterien. Aber das ist ein old hat aus der Netzwerktheorie, gelle? (Salganik, Watts, Dodds; 2006)
Ich sehe und fühle schon jetzt Vorteile im Schreiben, denn der Akt des Schreibens ist bei mir eine Art imaginierter Dialog mit einem je unterschiedlichen, imaginierten, wohlwollenden Publikum. Wenn die obigen Punkte aus diesem Dialog den mentalen Stress rausnehmen: Süper!
Für die Zukunft sehe ich die Notwendigkeit einen Schreibfocus zu entwickeln, der auch den heraufdämmernden technischen Möglichkeiten gerecht wird. Watson ist da nur ein Symptom, das noch lange nicht zu Ende gedacht ist. Da pennen alle Wortakrobaten und meinen noch mit Plausibilitäten weiterhin durchkommen zu können. Einfache Plausibilitätsstile wie sie im Business-Bereich oder in soziologisierenden Texten simuliert werden, sind aber in naher Zukunft gefährdet bis auf die Glasknochen nackisch gemacht zu werden. Dieser Herausforderung werden viele durch die Flucht in totale Subjektivität oder Verspassung begegnen. Die andere Richtung wird an steigender Humorlosigkeit erkennbar sein.
Ein verändertes Design ist durch diese Entscheidung auch möglich geworden.
Gehet hin und machet was ihr wollt!
Nie wieder KommenTiere!