Eigentlich

Eigentlich impliziert jede rethorische, mitunter brilliante „Wiederlegung“ warum X nienienie klappen wird, die unterbewusst ängstliche Vorannahme das „es“ klappen/funktionieren kann. Warum sonst sollte man sein Tagwerk rund um etwas, das es nie geben wird virtuos ranken? Man konstruiert ja auch eher selten sein Lebenswerk um rosa Einhörner, ausser man möchte das Taschengeld und die Aufmerksamkeit von cognitv-challenged Jugendlichen.

Der Subtext müsste also kosequent lauten: Ich will das nicht. Das ist allderdings die Wurzel, die konsequent im Wahnsinn von Theo Kaczynski endet.

Ersatzdiskurse

Ersatzdiskurse haben die Funktion durch gepushte Proxies Aufmerksamkeit für Themen zu binden, die für die gesellschaftlichen Prozesse nicht zentral sind. Die Proxies für Ersatzdiskurse züchtet man sich heran durch Funktionselite-Light-Jöbchen in Beratung, Journalismus und sonstigen, vorwiegend noch ollen Medien. Anfällig sind Persönlichkeitstrukturen mit Tendenzen zu Narzismus und daraus resultierender Coolness. Zeitgenossen mit noch härteren Charakterungleichgewichten sind für Proxie-jobs nicht einsetzbar, weil schlecht zu steuern.

So und jetzt fragen wir uns: Welche Diskurse der sog. Netzgemeinde, die von dorfbekannten Ichodoten gechannelt werden, sind derart von Differenzen zwischen globalen gesellschaftlichen Prozessen und wahrgenommener Wichtigkeit gekennzeichnet, das sie hin und wieder von diffuser Ohnmacht überrollt werden?

Worüber würden wir reden, wenn wir nicht abgelenkt würden von xyz?

Alzheimer und die Aufmerksamkeitsökonomie

Man könnte die heutige Meldung aus der Charite in Berlin bezüglich Alzheimer als Sonde für die Filter und Verbreitungsmechanismen im Netz nutzen. Oder auch nicht. Es betriff 1,5 Millionen Menschen, die auf Grund ihrer Erkrankung allerdings kein iPhone benutzen können und insofern schwer Hype-Challenged sind. Warten wir mal ab, wie und ob sich diese Nachricht verbreitet.

Alzheimer-Erkrankung bei Mäusen gemildert

Nachtrag: Gehört wohl in die gleiche Klasse von Aufmerksamkeitsschwachsinnigkeiten wie „Brause oder Real Thing?

En passant

Aufmerksamkeitsökonomie ist eben auch das: Eine Ökonomie. Und die neigt, wie wir seit Sherwin Rosen ahnen zu unproportionalen Gewinnen bei marginalen Fähigkeitsunterschieden. Einmal etabliert geht dann einiges. Auch und gerade Diskurshoheit. Der Rest ist dann Bullying, grinsen und Zementierung durch Hinweis auf die eigene Einmaligkeit.

Nachtrag aus G+Kommentar: Ich glaube (haaallleluhjah!) das die Utopie erst da beginnt wo derartige „Zwangsläufigkeiten“ durchbrochen werden und wünschenswerteres an seine Stelle treten kann. Alles andere ist ja nur Perpetuierung. Same old shit, andere Masken.

Brause oder Real Thing?

Das nutzt mir jetzt rein garnichts, wenn abfuckte Realisten sagen: Ja, so sind die Menschen oder so ist Marketing. Während ein brausegesponserter Ösi, der sich aus großer Höhe raumfahrtlookalike schnell runterstürzen will, Aufmerksamkeitsrekorde bricht (Trending Topic on Tiwtter!), dümpelt das Real Thing von SpaceX so vor sich hin.

Dahinter lauert natürlich mein Glaube an eine Hierarchie von Relevanzen. Ich bin dummerweise immer noch nicht davon zu überzeugen, das Justin Bieber wichtiger ist als ein heranrasender Asteroid. Aus dem gleichen Grund halte ich das Andocken von Dragon an die ISS durch eine Privatfirma immer noch für langfristig relevanter als brausegesponserte Scheinrekorde.

Vermutlich unterliegt dieses Relevanzrätsel einer Art Kohlbergfilter. Wer auf Stufe 1, 2 oder 3 hängt, identifiziert sich wahrscheinlich schwerlich mit der Lösung von Problemen, die die gesamte Art bedrohen. Problemräume und Zukünfte und mithin auch die daraus folgenden Relevanzen entstammen eben auch dem imaginierten sozialen Umfelds. Wenn dieses nur mich oder allerhöchstens meine nächsten Bezugspersonen umfasst, bleiben mir natürlich Problemstellungen, die die gesamte Art betreffen ein Buch mit 7 Siegeln. Umschalten. „Matta, komm ma, da springt einer von ganz hoch!“

Nur so

Eine gewisse Anzahl von Lautsprechern erwacht gerade schweissgebadet aus dem feuchten Traum eines Bloggers um 2005, der davon fieberte wie auf wundersame Weise aus Aufmerksamkeit Macht wird. Nur ist Aufmerksamkeit leider kein symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium. Geld, Macht, Recht, Liebe – ja. Aber Aufmerksamkeit? Das kann auch nur jemand träumen, der sich bei Dschungelcamp die Nägel abkaut oder glaubt HTML wäre eine Programmiersprache. Die Verkennung von Mechanismen jenseits aller Kompensationen von Aufmerksamkeit führt zu einer ständigen Unterschätzung sozialer Dynamiken, die nicht in C abbildbar sind. Diese ständige Unterschätzung der sozialen und kognitiven Fähigkeiten ist leider seit der Erfindung des Ottomotors das autoerrektive Merkmal eines Geeks (früher hiess das Bastler). In politischen, gar machtpolitischen Belangen ist das allerdings der goldene Schuss in den Fuss.

Wenn das geliebte Objekt der Identitätsfindung schliesslich wie in jeder erfolgreichen, technologischen Verbreitung ubiquitär wird, dann, ja was dann?? Die smarteren stellen sich an die Spitze der Böwögong und werden Gatekeeper. Die weniger smarteren werden freakig und lernen C rückwärts. Die opportunistischen dienen sich der Funktionselite an. Der Rest brütet dumpf in seinen Club Mate rein.