29.1.2003 – Mein erstes Posting im Mehrzweckbeutel

Ich sah gerade das Markus „hackr“ sein 9jähriges Blogjubliläum entdeckt hat. Da fiel mir wieder ein, das ich ja noch ein Datenbankbackup vom Mehrzweckbeutel rumfliegen habe. Wir erinnern uns: Das war dieser komische Gruppenblog (einer der ersten in Dschörmanieh) mit Mario Sixtus, mir und Richie Gleim. Später kam stark wechselndes Personal hinzu und die Wohnzimmeratmo war dann nach ca 4 Jahren weg. Jeder Pups wurde damals mit Links zugeschmissen und Kommentare gabs wie Sand zwischen Buchseiten. Hier mein erstes Posting im Mehrzweckbeutel, 29.1.2003:

 

Hilary Rosen, Längen- und Breitengrade und die Blogs

Hilary will sich also zum Jahresende mehr dem unschuldigen Spiel mit ihren Kindern widmen, statt andere Kinder zu Verbrechern zu erklären. Sony, Nokia oder sonstwer wird sich die Längen- und Breitengrade schnappen und Türhüter des Wortes starren auf Blogs, Homepages, RSS. Könnte es sein, das geistiges Eigentum ein Oxymoron ist? Währenddessen schlägt Moore´s Vermutung weiterhin ihre Breschen durch die Welt wie wir sie kennen. Supercomputer von ´89 liegen morgens im Nieselregen auf der Strasse und warten auf den Sperrmüll. Asimov lächelt säuerlich. Irgendwann biegt jemand um eine Ecke, blickt auf eine silberne Fläche und sollte sich besser entscheiden wen er sehen will.Überblick gibt´s nur im Orbit – oder im Mehrzweckbeutel!

 

Hm. Kryptischer Themenrundumschlag im Stile des 00er-Siggis. Wie ich bemerken muss alles immer noch aktuell. Themen die anscheinend immer noch keine Lösung gefunden haben.

Die Arbeitswelt des Chronisten

Der beobachtende Chronist vergangener Jahrhunderte flanierte ins Cafe, lehnte sich zurück, schlürfte dezent an seinem Café ole und betrachtete die condition humana von einem schmalen Stühlchen aus. Heute lehnt er sich immer noch zurück und auch der Kaffee ist noch da, aber seine Hand umklammert nicht mehr den France Soir oder die FAZ, sondern eine Maus. Die sozialen Phänomene nähern sich der schlecht übersetzten, alttestamentarischen Variante von „Logos“: Worte garniert mit visuellen Ausrufen. Der Logos tauscht Sichtbarkeit gegen Dynamik. Der Tanz wird wilder werden und vor Freude jauchzen wenn nur noch gilt:

Wolle die Wandlung. O sei für die Flamme begeistert, drin sich ein Ding dir entzieht, das mit Verwandlungen prunkt jener entwerfende Geist, welcher das Irdische meistert, liebt in dem Schwung der Figur nichts wie den wendenden Punkt. (Rilke)

Zuerst erschienen im Mehrzweckbeutel (Gemeinschafstblog mit Mario Sixtus und Richie Gleim) am 16.2.2003

Wanderer in wandernder Landschaft

Sich in einer statischen Landschaft im Laufe des Lebens eine plausible Landkarte herzuleben, ist Stoff vergangener Skripte und Plots. Mit Intelligenz und Regelzeug war das in früheren Zeiten zu schaffen. Heute? Eine dynamische Landschaft. Dynamische Regeln. Ein changierender Horizont. Eine Leinwand die sich verändert und dennoch die klassischen Entwicklungsstufen abbilden muss. Thumbnails, die einen Film ergeben sollen. Hüpfen von Stein zu Stein, wie in einem irren Zengarten. Heute sinnvolle Verzweigungen, können morgen für Nachfolger eine Strasse ins Nichts bedeuten. Technologie und Poesie verschmelzen, weil beides interpretiert werden muss. Heraklit ahnte ja nicht, wieviel Rhei im Pantha sein kann.‘

Zuerst erschienen im Mehrzweckbeutel (Gemeinschafstblog mit Mario Sixtus und Richie Gleim) am 31.1.2003