Nach dem Buschmesser ist vor dem Buschmesser

Bei der Frequenz hat keiner mehr richtig Zeit zum Denken. Also muss man mit dem arbeiten was man mitbringt. Die in den Jahrzehnten davor aufgebaute Bildung, das kongeniale Netzwerk, der kristalline IQ, die vielen Heuristiken, die man spontan und manchmal explizit anwenden kann, weil sie über Jahre das Hirn geformt haben. 

Das würde auch ein wenig erklären, warum es zu so komischen Diskussionen wie an dem [[Das 23er Buschmesser]] Abend kam: intelligente, mässig informierte und auch aus dem Fach kommende Leute legen ihre hoffnungslosen Interpretationen und sehr partikularen Extrapolationen auf den Tisch und nehmen sich selbst dabei als intelligent und kritisch wahr. Oder schiessen gleich ganz antifamässig aus der Hüfte. Das kann und wird im weiteren Verlauf der Entwicklungen (und die echten Schocker stehen uns ja erst noch in den nächsten Monaten bevor) zu kruden Reaktionen führen. 

Ich hab damals (vor meinem ersten Singularitätsvortrag ’94) an mir selbst als Probanden beobachten können wie lange man als durchschnittliches Individuum braucht, um das sacken zu lassen was es bedeuten wyrd, wenn man Intelligenz auf Intelligenz anwenden wird (schon 2023? mindestens 2024). Gegory Bateson learning Level 4 sozusagen. Das braucht etwas, sogar bei leidlich intelligenten Zeitgenossen. Die, die meinen sie würden oder hätten es sofort kapiert bescheissen sich meist selbst, weil ihnen wichtig ist wie sie rüberkommen (kaltschnäuzig, abgeklärt und blitzgescheit), anstatt etwas zu durchdringen. Und über die „kritisch“ Sozialisierten brauchen wir erst gar nicht reden. Da führen die Reflexe (non-thinking) sowieso nur in identitätsfütternde Schleifen, die eine Woche später schon Altholz sind. Pathetische Gesten und Rumfuchteleien ahead.

Wat nu?! Reisst eure kreativen Overton-Fenster auf. At the minimum. Begreift die Unbegreiflichkeit. Von Kreativität labern ist so unkreativ, so modernd Birkenbihlesk. Gönnt euch Science Fiction der 80iger Jahre. Ja, so hoffnungslos zurück seid ihr. Seid bekloppter als ich!

Stand der Dinge, Freitag im Februar

Komme heute morgen dazu einzugestehen, das die meisten Menschen autopoietische Bots sind die in halbwegs stabilen Umwelten hinreichend stabilisierende, anschlussfähige Outputs erzeugen und das zu ihrem Glück erklären. Antizipation von Trajektorien dynamischer, schlimmstenfalls exponentieller Systemdynamiken gehören nicht zu unseren cognitiven Stärken. Herzstück der meisten stabilen Kulturen sind die Indifferenten, die pünktlich kommen und auf jeder Party nie zuletzt gehen. Sozusagen die Moderatoren im kulturellen Reaktor. Das was allerdings da jetzt anrollt ist evolutionär einmalig, und wird sogar vielleicht unsichtbar bleiben, weil wir zwar coevolutiv Säbelzahntiger gelernt haben (Renn!), aber nicht das, was es noch nie gab. Das wirklich Neue ist unsichtbar. Und für den Müller aus der Abteilung L7 sowieso.

Die Vibes die ich heute morgen auf meiner a² – e/acc und der AI/AGI Twitter-Liste empfange sind leicht verstörend, ungeordnet overdrivig. Das läuft im Hintergrund noch schneller als wir im Frontend wahrnehmen dürfen. Microsoft verpasste gestern per Teams ChatGPT für 8$ Aufschlag und in den nächsten Wochen in Bing GPT-4. Future Schock für alle.

Ich erinnere mich das ich Anfang Januar in irgendeinem Whatsapp-Chat mich in einem Morgenanfall weit aus dem Fenster lehnte und für 23 erhebliches Chaos predictete, mit pre-singularity feelings für 24 und AGI bis 27. Dann ASI up to 30. Nur so als Hausnummer. Nachdem MS also artiglich eskaliert und in den nächsten Wochen dem Durchschnittsconsumer einen veritablen Future Shock verpassen wird, steh ich dazu. Nochmal: AI ist keine Business Opportunity und danach reitet man filthy rich in den Sonnenuntergang. Es ist der Anfang der Geschichte.

Fussnoten und vages Zukunftsgeraune über alles was sich nun entfaltet im alten, preisgekrönten …was wyrd-Blog.

 

Near Future Theses

  • Near-future conflict: Collision of optimization goals between (capitalist) organizations and civilization as a medium of evolution. The intensity and explicitness of this conflict will be reciprocal to the distance to ASI.
  • The goal of ASI is evolutionary inherent, not not inevitable.
  • The above conflict is a call for radical evolutionary transformation or radical regression. Closed corporatism or/and ludditism vs utopian leap.
  • The increasing clarity and feasibility of a possible utopia makes only egoistic goals seem increasingly unattractive.
  • The pressure of this conflict will generate dark tactics from which goal post shifting is one silly example. Strange ideologies and fears induced by seemingly ethic acting players are to be expected.
  • The system question will be different in the future: Which system allows utopias to be realized more quickly? #computronium

AI, AGI, Evolution and Innovation

Assuming we are in a truly evolutionary pre-phase then it seems to me:

Evolutionary leaps cannot be monetized.

But can at best be survived if you bring something with you that was unconsciously developed beforehand and not for the purpose of subsequently guaranteeing survival. Has been called exaptation in the theory of evolution for almost 40 years. See under Feathers, Dinos, Birds. Or ask a search engine you trust or ask straight away ChatGPT.

So: The paradox of exaptation is that you have to look for something that all learned filters can’t catch. Otherwise it would not be an exaptation. The company that turns everything inside out always appears out of the depth of space.

Hypothesis 2: Business model thinking in an evolutionary situation is Lamarckism. Giraffes trying to get a long neck through thinking. Tschackaism on steroids in the age of AI and pre-AGI. Have fun!

AI, AGI, Evolution und Innovation

Unterstellt wir befinden uns in einer wirklich evolutionären Pre-Phase dann dünkt es mich:

Evolutionssprünge sind nicht monetarisierbar.

Sondern bestenfalls überlebbar, wenn man etwas mitbringt, das unbewusst vorher entwickelt wurde und zwar nicht zu dem Zweck der nachher das Überleben garantiert. Wird in der Evolutionstheorie seit knapp 40 Jahren Exaptation genannt. Siehe unter Federn, Dinos, Vögel. Fragen Sie eine Suchmaschine ihres Vertrauens oder gleich ChatGPT.

Also:

Die Paradoxie von Exaptation besteht darin das man nach etwas Ausschau halten muss das von allen gelernten Filtern nicht erfasst werden kann. Sonst wäre es keine Exaptation. Die Firma, die alles umkrempelt kommt immer aus der Tiefe des Raumes.

Hypothese 2: Geschäftsmodelldenken in einer evolutionären Lage ist Lamarckismus. Giraffen die sich einen langen Hals denken. Tschackaismus on steroids im Zeitalter von AI und pre-AGI. Viel Spass!

English: https://www.siggibecker.de/noj923yeah/2023/01/23/ai-agi-evolution-and-innovation/

Aus dem Jahr 2004: https://www.siggibecker.de/blog/archives/2004/12/singularitaet-nanotechnologie-kuenstliche-intelligenz-transhumanismus/