Professionalität und Komplexität

Im 21.Jahrhundert wird sich Professionalität nicht mehr über den Schlips oder die lockere Hand in der Bossanzugstasche definieren, sondern über die Demut und die Heuristiken, die sich aus dem Umgang mit Komplexität ergibt.

Überschuss

Wer zu den Kommunikationen des Netzes keine überschüssige Komplexität beisteuert, trägt nicht zur emergierenden Ausdifferenzierung bei. Nur im spielerischen, unberechenbaren liegt die Zukunft einbeschlossen. Die nachäffenden Figuren (Stil, Form, Design, Medien, Organisation…) sehen nicht nur alt aus. Sie sind es. Kein Überschuss.

Landkarte – Thinking in progress

Ich brauch eine evolutionär und refaktoriell belastbare Landkarte. Format: ziemlich weitreichend und schlipsträgerabweisend. Wenns die nicht gibt muss ich die mir halt selber basteln und mich zum Kontextdeppen machen.

Zeugen der Skizzierung werden noch für den prospektiven Unfallort gesucht:

Vortrag: Die Grenzen und die Gesellschaft – Rückwärtskompatibilität ausgeschlossen
WANN:    24. Januar 2013 @ 20:00 – 23:00
WO:          GarageLab
Bilker Allee 217
40215 Düsseldorf

PREIS:    Der Eintritt ist frei.

Weitermachen

Das ist eine der negativen Begleiterscheinungen der Marktkriege um unsere Kommunikationskotzbröckchen: Gespräche werden in dieser historisch-technologischen Phase zersplittert. Aber das ist keine Folge dieses Internets, sondern des kommerziellen Kampfes um noch den kleinsten Splitter auf Facebook, Google Plus, Twitter oder sonstwo.

Chr. Kappes hat wie ein Rohr im Wind sensibel auf meine gestrige Anregung reagiert. Ich hab den Text als kongenialen Anschluß empfunden: Mehr Impro. Mission accomplished. Ob es nun im Detail Makelpunkte gibt oder nicht: Das ist Job von Kusy, der muss immer richtig liegen, weil er an einem anderen (meines Erachtens überkommenen) Gestus feilt. 😉

Es gab ja in den 70igern oder 80igern so Schreibbewegungen: schreib dich frei mit ohne Töpfern. Vielleicht ist es jetzt auch so: Welche stilistische Lage brauchen wir um die explodierende Kontingenz zu reduzieren? Da hilft meines Erachtens in der Phase der Suche – in der wir alle Stecken – nur diese pre-adaptive, chaotische Haltung, in dem Schreib- und Autorenhaltungen permutiert werden. Mehr Kerouac, mehr Burroughs, mehr Versuch. Die Schmerzen, die aus der krampfhaften, nicht passenden Reduktion auf die alten Medienmodelle resultieren, sind Indikator und Sensor. Schuhe, die nicht mehr passen. Leider spricht der Schuster eine Sprache, die wir nur radebrechend im Vollzug lernen können. 

„Ich beobachte bei mir, wie es sich auch in die analoge Kommunikation frisst.“ Kann ich definitiv aus meinem analogen Labor genau so bestätigen. Ist seit längerer Zeit meine persönliche Defintion von „cloud“. Ich schleppe Threads, Stream, Topics, mit in den Meatspace, es fliesst über, führt zu Schweigen, weil ich gerade 7 mentale Tabs auf habe, die meine Scarcity Gegenübers sehen müssten, damit wir einen optimaleren Anschluss hätten. Momente des sich nicht verständlich machen könnens, weil diese verdammte Augmented Reality NOCH nicht da ist. Nur noch thematisierbar auf einer Metaebene.

Und wenn Bruno Jennrich meint: Das nervt ihn, weil der Autor sich um den Leser bemühen muss – verständlich sein und so -: fuck it! Der Autor sterbselt nicht nur rum weil sich die Formen ändern, sondern auch weil die Öffentlichkeit sich ändert. Es geht nicht mehr um massenmediale Maximierung, die sich in harter Formulierarbeit des Autörchens äussert, weil jeder „Autor“ in Zukunft ein Publikum haben wird, das weit unterhalb Dunbars Number liegen wird und das genau seiner Thematik, Stillage und „Verständlichkeit“ entsprechen wird. Jeder Pott wird seinen Deckel finden. Alles nur noch unendliche Gespräche.

Die Jagd nach der Dysonsphere

Hach, das ist aber nett. In meinem Vortrag im Juli an der MDH nahmen die Dyson-Sphären einen nicht unwesentlichen Raum (haha) ein, was dem Ganzen natürlich einen hochspekulativen Drall gab. Dr. Jay mopperte, eine Studentin bemängelte Praxisrelevanz. Aber manchmal muss man durch sowas durch und verbissen an Visionen festhalten. Was in einem kleinen Vorlesungsraum in einer kleinen Großstadt in Teutschland heftiger Spinnkram ist, kann ein paar tausend Kilometer weiter ein paar tausend Dollar, genauer 200000$ wert sein. Geoff Marcy hat diese Summe von New Frontiers in Astronomy & Cosmology erhalten um handfest nach Dysonsphären zu suchen. Weitere Details auch im hochgeschätzten Centauri-Dreams-Blog.

NFL Beobachtungen

In der Liste der Fehlkommunikationen in sogenannten Social-Media-Dingens der letzten Jahre scheint sich trotz oder gerade wegen Beratung eine komplizierende Faildynamik einzuschleichen. Während vor ein paar Jahren die Beispiele noch ziemlich simple Fails der robusten Sorte waren, weil im Prinzip am anderen Ende niemand an der Leitung war, geht da jetzt jemand ran, dem Berater erzählt haben das man bei Twitter und Facebook zu sein hat, und löst Kaskaden aus die unendlich komplizierter werden. Die kommunikative Kontingenz wird also gerade erst doppelt ohne schon über Mechanismen oder Organisationsformen zu verfügen, die diese Komplexität reduzieren zu können. Arrrgs² oder auch Fail² sind also vorübergehend garantiert. Erst wenn sich die Organisationen oder die Köpfe verändern, wirds wieder weniger popcornträchtig.