Change within change

Könnten Sie mir das Salz rüberreichen? Die Trägheit und Gewöhnlichkeit einer Aufforderung und der nachfolgenden, schwungvollen Bewegung eines Armes, der ein Salzfässchen mit der genau richtigen Hingabe einem geöffneten Ei zuführt, erhält nicht dadurch eine tiefere Bedeutung weil die Bewegung in der 1.Klasse stattfindet, sondern in der 1.Klasse eines Flugzeugs in 10000m Höhe bei 800km/h. Innerhalb eines Systems ist die Bewegung des Gesamtsystems so unsichtbar wie schwarze Katzen in der Nacht. Goldränder an Salzfässern täuschen nur über den Nullpunkt eines Inertialsystems hinweg über das wir nur Vermutungen anstellen können. Aber wir können gerne weiter über Etikette bei der Darreichung von Goldfässern mit Salzrändern diskursifizieren.

Die Reise in den Chaospunkt

Nach der Lektüre des Doomsdayinterviews mit Flassbeck auf ZDF und einem kurzen Kommentarwechsel auf G+ mit Bruno Jennrich, wird mir klar, was mir implizit – zu implizit? – immer klar war. Vielleicht – bestimmt – hab ichs vor Jahren im alten Blog schon mal abgesondert, aber ich muss es nochmal rauspuhlen.

Das intrikate Zusammenspiel aus Technologie und Zinsspirale produziert meines Erachtens einen Phasenraum (?) der auf einen Chaospunkt zulaufen muss. In diesem Sinne leben wir in einer Übergangszeit, die mit allen (ALLEN; get it?) begrifflichen Hilfsmitteln nur perpetuiert werden kann, nicht durchdrungen. Den nächsten Attraktor können wir nicht beschreiben, nur konstatieren, das es einen geben wird. Das Rumgefrickele an Trendverlängerungen ist ebenfalls nur eine Verlängerung der Vergangenheit. Ich vermute, ein Umschlag im brutalsten Sinne des Wortes in einen neuen Phasenraum mit neuem Attraktor muss leider durch diesen Chaospunkt. Man spielt nicht mit exponentiellen Technologien ohne irgendwann den Preis –  nein Preise – zahlen zu müssen. Auch das Denken in „Exponentialitäten“ ist da ebenfalls zu kurz gedacht, weil nur eine andere Art des linearen Denkens, nur eben auf Speed. Der Umschlag in andere Qualitäten entzieht sich diesen Rastern.

Ich schätze je näher wir uns diesem systemischen Chaospunkt nähern, desto Wow-iger werden die Symptome und Phänomene. 2-4-8-16-32…

Temporalisierung von Komplexität

Immer dann, wenn Zeit zum entscheidenden Faktor wird, bewegt sich ein System am Rande der Katastrophe. Wenn Onkel Niklas recht hatte mit der These, das Systeme ihre eigene Komplexität prozessieren, indem sie sie temporalisieren (SozSys S76 ff) – also known as: Eine Panik nach der anderen! – dann kann es ab jetzt nur noch ungemütlicher werden. Der ganze Laden auf Terra wird sich noch händeringend Utopien herbeisehnen, um der gesamtgesellschaftlichen Regression zu entgehen. Unbeherrschbare Komplexität auf einer ausgereizten Ebene ist ein Schachspiel in slow motion auf der nächst höheren. Nur wo ist sie?