Spekulative Schemen ohne Gesamtbild

Ich hab seit Monaten so ein komisches Gebräu auf der mentalen Zunge ohne den Sack zumachen zu können:
*Rolle und Vehemenz in der kommunikativen Öffentlichkeit als Reaktionsbildung des Selbstwertgefühls.
*Rückkopplungen in Social Media, Dopamin, Depression
*zunehmende Geschichtslosigkeit
*Formen der Propaganda als idealer Nährboden für bestimmte Charakterformen(s.o.)

*…

Etude de Pool-Position

Der feine Unterschied verliert, wenn er gut einsozialisiert ist, nie seine Strahlkraft – auch nicht an der Brottheke. Während die Mittelschicht sich mit flüchtigem Augenkontakt und aufmerksamer Beobachtung der chronologischen Meriten in der Reihenfolge der Bedienung versichert, marschieren Upperclass-Angehörige mit unverbindlichem Dauerlächeln, starrem Zielblick, wattiertem Breuninger-Mantel und schütterem, dennoch hochtüpiertem Blaugrauhaar direkt auf die Schwachstelle an der Theke zu. Das ist Instinkt, Reflex, nicht irgendeine bewusst eingesetzte Hierarchie-Kata mit schmutzigem Durchsetzungsmief. Durchsetzen praktizieren nur Rudeltiere. Die Ausbildung des inneren Rommel beginnt jedoch unter Bedingungen, die sich nicht explizit einüben lassen. Implizite Fertigkeiten werden expliziten immer überlegen sein. An der Brottheke wird man sie noch herausfordern können. Aber in gesellschaftlichen Umbruchprozessen, wo die hochgerechneten, zielorientierten, wattierten Blaugrauhaarigen schmallippig widerlächeln werden, steht zu befürchten, dass das Gesellschaftsbrötchen mit Mitteln verteidigt wird, die eher mit Metzgertheken zu tun haben werden.

Vergangenheit

Das berühmte Bonmot von Alan Kay: Wer druckt lebt in der Vergangenheit! war wohl dunnemals an die Adresse der „Meier! Drucken Sie mir mal die Zahlen aus!“-Chefs aller Länder gerichtet, ich denke es gilt aber zunehmend weitaus tragischer für alle Gesellschafts- und Geisteswissenschaften.

In Moore we trust!

Alle Wortschieber, Plausibilitäts- und Wissensarbitragegewinnler werden erst aufwachen, wenn der Hartz4-„Berater“ ihnen den 1€-Job im Schlachthaus aufdrängt.
Vor 2 Jahren war Watson noch so groß wie selbiges Schlachthaus und Soziologen durften schmunzeln und mit elaborierten Argumentationen re Intelligenz abwinken. Nettes Spielzeug. Heute – ach sagen wir doch gestern – nun:

„…and a reduction in the system’s physical requirements by 75 percent and can now be run on a single Power 750 server.“

Tja, und den gibts schon für 36000 Dollarchen oder zur Miete für ca 1000 im Monat.

Hier könnte nun eine Liste all der Berufe und Tätigkeiten stehen, die von derartiger Text- und Sprachverarbeitung betroffen sein wird. Aber wir wissen ja alle:

  • Spinnkram
  • Klappt doch nie!
  • Meine Güte, Sie haben Probleme!
  • Sie lesen wohl zu viel Science Fiction!
  • Was kommt denn im Fernsehen?
  • Aber Luhmann hat doch bewiesen…!
  • (Irgendwas mit dem glasigen Verstehensblick eines Mänägers)
  • (Die Feinstüberschrift verdanke ich Rainer Wasserfuhr. Merci)

    So ein bischen Retrowut

    So ihr Tütensuppenanbeter, wer hat das geschrieben? Na? In mir ist so ein bischen Retrowut über all die Esos, Realisten, Bedenkenträger und klügelnden Wortartisten soziologisierender Provenience, denen man in einem mittellangen Leben begegnet und die immer so translational smart sind. In keiner Weise sind sie in der Lage zu extrapolieren oder einen Sprung in der Vorstellung zu wagen, denn ein Sprung ist für sie ein Sprung in der Schüssel.

    So, und wer hat diesen Text da bei Forbes geschrieben?

    Die Abstände, in denen die pseudo-smarten, theoriebewehrten Ja-Abers aufpoliert werden müssen, werden immer kürzer. Und dennoch stehen die smarten Ritter des humanistischen Ja-Abers Spalier und im Weg für all die Zukünfte, die ihr Laberrababer-Geschäftsmodell gefährden. Ärgerlich.

    Welthorizonte

    Kontraktion – Expansion

    Es gibt Menschen (und Dinge) die ihr kommunikatives Reality Distortion Feld aus ihren unbewussten Defiziten ableiten. Machen wir bestimmt alle hin und wieder. Aber wenn das systematisch wird und eine Abstraktionshöhe erreicht, die einen immer größeren direkt proportionalen sozialen und zeitlichen Aufwand nötig macht um anschlussfähig zu bleiben, dann wird die Weltsicht so zugespitzt, das jede Berührung mit einem Aussen zum Konflikt führt. Jede. Naja, fast jede.

    Die Berührung mit Teilhard de Chardin führt meines Erachtens zu einer Expansion der Weltsicht. Ebenso Chaisson. Carl Sagan. Darwin. Big History. Die Liste lässt sich experimentell erweitern und jeweils befragen: Was macht das Lebenswerk dieses Menschen mit mir? Werde ich enger, werde ich weiter? Luhmann? Der Papst? Nö. Brilliant, kapriziös, eng, machtvoll, brutal. Anschluss nur unter Ausschluß.

    Facebook? Eng. Mein Blog? Offen. Google+? Nicht ganz so eng, nicht ganz so offen. 3D-Drucker? Offen, sehr offen.

    2013? Keine Ahnung, aber entdeckt, nein fordert wieder mehr Offenheit und größere Welthorizonte. Lasst euch nix erzählen, erzählt selbst. Großes Potential in Zukunftssachen ruft leider auch die Claimabstecker im intellektuellen und ökonomischen auf den Plan, die mit ihrem mentalen Haifischgrinsen die hidden Agendas ihrer unbewussten Defizite in Förmchen giessen wollen. 2013.