Der feine Unterschied verliert, wenn er gut einsozialisiert ist, nie seine Strahlkraft – auch nicht an der Brottheke. Während die Mittelschicht sich mit flüchtigem Augenkontakt und aufmerksamer Beobachtung der chronologischen Meriten in der Reihenfolge der Bedienung versichert, marschieren Upperclass-Angehörige mit unverbindlichem Dauerlächeln, starrem Zielblick, wattiertem Breuninger-Mantel und schütterem, dennoch hochtüpiertem Blaugrauhaar direkt auf die Schwachstelle an der Theke zu. Das ist Instinkt, Reflex, nicht irgendeine bewusst eingesetzte Hierarchie-Kata mit schmutzigem Durchsetzungsmief. Durchsetzen praktizieren nur Rudeltiere. Die Ausbildung des inneren Rommel beginnt jedoch unter Bedingungen, die sich nicht explizit einüben lassen. Implizite Fertigkeiten werden expliziten immer überlegen sein. An der Brottheke wird man sie noch herausfordern können. Aber in gesellschaftlichen Umbruchprozessen, wo die hochgerechneten, zielorientierten, wattierten Blaugrauhaarigen schmallippig widerlächeln werden, steht zu befürchten, dass das Gesellschaftsbrötchen mit Mitteln verteidigt wird, die eher mit Metzgertheken zu tun haben werden.
