Immer dann, wenn Zeit zum entscheidenden Faktor wird, bewegt sich ein System am Rande der Katastrophe. Wenn Onkel Niklas recht hatte mit der These, das Systeme ihre eigene Komplexität prozessieren, indem sie sie temporalisieren (SozSys S76 ff) – also known as: Eine Panik nach der anderen! – dann kann es ab jetzt nur noch ungemütlicher werden. Der ganze Laden auf Terra wird sich noch händeringend Utopien herbeisehnen, um der gesamtgesellschaftlichen Regression zu entgehen. Unbeherrschbare Komplexität auf einer ausgereizten Ebene ist ein Schachspiel in slow motion auf der nächst höheren. Nur wo ist sie?
2 Gedanken zu „Temporalisierung von Komplexität“
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Das Herbeisehnen von Utopien kann man spüren, selbst in der Wissenschaft! Händeringend will man neue Lösungen, die Heilung versprechen. Dass dieses Heilsbedürfnis das eigentliche Problem ist sieht kaum einer. Zeit, sich vielleicht mal wieder an Edgar Allen Poe zu erinnern: http://www.youtube.com/watch?v=vgRH7RzPXS4&feature=related
„All we see & seem is but a dream within a dream“
Was mir an Luhmanns These von der Temporalisierung der Komplexität nie so ganz klar geworden ist, ist der historische Bezug: rein empirisch scheint es ja so zu sein, als würden nur moderne Gesellschaften solche temporalisierenden Systeme verfügen – nirgends sonst zumindest lassen sich m.E. entsprechende Beschleunigungsprozesse beobachten. Nun ist das Argument vom guten Onkel Niklas aber so aufgebaut, dass es prinzipiell doch für jedes veschissene sinnbasierte System gelten müsste. Und dann stellte sich die Frage, warum es sich erst seit wenigen Jahrhunderten in der Anschauungswelt plausibilisieren lässt…