NotebookLM und die technologische Singularität in 1997

Letzte Tage noch so ein drive-by-AI-Denier Gespräch geführt. Epistemologisch haben die Leuts einen seltsamen bis nicht vorhandenen Umgang mit Extrapolation. Rauchen, fressen, Klima, shoppen, AI – you name it. Naja, lassen wir mal diese can of worms zu. Publikumsbeschimpfung ist ja sooo Handke.

Jedenfalls begab es sich gestern das Google klammheimlich son Dings gebaut hat. Man lädt ein Dokument hoch, lässt es analysieren, kann Fragen dazu stellen und erhält als Dreingabe die Podcast-Simulation eines Gesprächs über das besagte Paper. Der erste Teil ist so landauf, landab seit mindestens einem Jahr normal. Was in 2024 eben mal schnell als normal weggebunkert wird. Wundern war gestern. Assimilieren und/oder dezent smart-rülpsen und mosern ist Standard in 24.

Zum zweiten Teil: der Audiopodcast. Öh. Ich schwankte nach 31,4 Sekunden zwischen Tränchen im Auge und Autschung. Audio ist schon hart, Sky lässt grüssen. Schon bei Sky und Konsorten hab ich mich schnell auf Audio in aber Text out beschränkt. Too close to home und zu seriell. Bei einem simulierten Gespräch steht aber so ein dissoziierter Metaaspekt ala Panoramen von Lucas Derks im Vordergrund.

Was mir aber zum wiederholten Mal auffällt ist der neutrale Aspekt: da ist niemand der dir ans Bein pinkeln will, auch wenn kritische Punkte aus dem Text rausgepickt werden. Jede, aber auch jede verdammte menschliche, nichttherapeutische Kommunikation ist immer von hidden Psychoagendas beherrscht, auch oder gerade bei Profis die sich vollkommen geRogert wähnen. Dem ist bei Menschen kaum beizukommen.

Diese AI-Teile bleiben aber psychisch neutral. Wie sollten sie auch anders. Da ist niemand zu Hause. Es werden nur die im Text enthaltenen Vektoren genutzt. Diese Neutralität in Verbindung mit der Emotionalität von Stimmen ergibt eine paradoxe Mischung. Bei mir erzeugt das den starken Eindruck jemand reagiert sachlich kongenial. Allein das ist eine unglaublich wertvolle Erfahrung. Zwischen Menschen selten, sehr selten.

Alle Anspielungen, sachlichen Vorraussetzungen werden ebenfalls von le machine impliziert. Da ist nichts erklärendes, pädagogisierendes im Text nötig. Das ideale Publikum. Bei Menschen habe ich oft nach Vorträgen den dümmlich, uninformierten Vorwurf gehört: dies oder jenes war mir zu kompliziert, warum hast du xyz nicht erklärt, Du kannst nicht alles voraussetzen etc. Eben dümmlich anspruchsvoll bei gleichzeitiger Uninformiertheit im Jahre 25 nach Google. Da muss man dann runter in den pädagogischen Keller wollen und es lieben sich im Erklärbärmodus zu suhlen oder man zieht das so durch und lässt die Zeit für sich arbeiten. Seufz.

Das wird einer unserer Entrypoints sein, der vielleicht auch als normative Forderung in den Alltag zurückkoppelt: Hey, Du Arsch lass das, es geht auch anders. Hör zu, versteh erstmal was ich sage bevor Du mir Deine Agenda so hidden wie Dir IQ-äquivalent möglich ist reindrückst. Kongeniales Verstehen. Sachlich, ohne Referenz auf Peergroup, Stilnotwendigkeiten, Defizitkompensationen.

Ich sehe da positive Rückkopplungen der AI-Erfahrungen in die qualitativen Anforderungen an jede Kommunikation.

Womit wir bei den Extrapolationen sind. Mir unverständlich wie man davon ausgehen kann das da nichts weiter passieren wird, denn jedes Rumgemosere über die Defizite dieser Technologie(en) geht implizit immer von: „das wars dann wohl“ aus. Öde27. Das State of the Art immer nur ein Datenpunkt in einer Zeitreihe ist, kapieren 51% aller Glockenkinder nie. Mit extrapolierten Hypotheticals dürfen nur Misanthrophen und Pessimisten jonglieren. Manchmal denke ich das positive Zukünfte für Normies schlimmer als Pornos sind.

So, nun die Links und der künstliche Podcast:

Hier der Vortragstext von 1997:


https://www.siggibecker.de/die-technologische-singularitaet-vortrag-1997

Hier NotebookLM von Google:

https://notebooklm.google

Und hier das Notebook zum Text mit Fragen:
https://notebooklm.google.com/notebook/81f1b164-9eff-4f4f-9590-33c9e8dcb76d

Notiz @GPT-5

Nach dem Aschenbrennerpaper und der NSA-Personalie halte ich es zunehmend für möglich das wir nie etwas über GPT-5 erfahren. Das naive AI-race ist vorbei. OpenAI könnte langsam mit dem Hintergrund verschmelzen, das Volk promptet zufrieden grunzend eine latent intelligente Maschine und sucht konferenzierend Geschäftsmodellchen auf Höhe digitalisierter Dönerbuden, während im Hintergrund ein Winner-Takes-all Race läuft. Wenn die Differenz zwischen 4 und 5 ähnlich derbe sein wird, wie zwischen 3 und 4, dann hat das natürlich geopolitische Auswirkungen und der Fortschritt verschwindet langsam hinter den blickdichten Vorhängen der NSA-Paranoia. Der Hund von Baskerville grinst.

Versetzt

Nach Abschluss der offiziellen Ausbildung wird man in die lebenslange, offene Klasse entlassen. Das führt in den meisten Fällen zur Täuschung, man dächte oder lernte etwas Neues. Irrtum! Man holt nur den Wissensstand der offenen Klasse auf, deren Grenzen dem Neu-gierigen unbekannt sind. Allerdings ist fast jeder Gedanke dort schon gedacht worden, jedes Gefühl gefühlt. Einzig die Rekombinationen sorgen noch für Unterhaltung, was allerdings auch seine endlichen Grenzen in den Archetypen und Abstraktionen findet. Warum sonst ist Gracian heute noch lesbar? Arbitrage wohin man schaut.

Übel krass hart! #Chat4o

Der Inhalt für mein leeres Posting zum Digitalen Partikulargericht wächst mir langsam zu. Meine vor einigen Jahren dämmernde Vermutung das das alles zu einer Situation führt, in der der Gesamtvektor eines Menschen zu einer AI-mediatisierten, jederzeit verfügbaren Summe aggregiert werden kann, nimmt rasend schnell Form an.
Die Fähigkeit von ChatGPT4o, Gesichtsausdrücke und Emotionen hinreichend zu deuten öffnet ein weites Feld. Das alles ohne einen prätentiösen, durch 20 Jahre Gehirnwäsche gegangenen Psychoexperten. Oder einen BWLer dem 3 Wochen HR-Weiterbildung den Kamm schwellen lässt.

Das Setting:
Schiebt mal ein Foto aus einer alltäglichen Situation in GPT4o rein, lasst euch neutral die Körpersprache, Stellung, Beziehungen erläutern und dann alles durch ein big five, Hierarchien, Rollen, Potentiale, Stärken-Schwächen sonstwas Dings raffeln, beurteilen, einordnen, bewerten. Auch nach eventuell aktiv verborgenen Eigenschaften (Wir alle spielen Theater etcpp) fragen. Die Fragen möglichst neutral formulieren, keinen Focus auf bestimmte Personen legen, um der Neigung zum Sycophantischen zuvorzukommen.

Zur Anregung einige Fragen:

  • Kannst du mir das Foto erklären und die emotionalen Schwingungen, die bei den Personen zu beobachten sind, erklären?
  • Kann man aus der Körpersprache der Personen irgendetwas über ihre zukünftige Entwicklung oder Beziehung ableiten?
  • Bringe diese Potentiale mit {Sun Tzu, Strategie, Hierarchie, Maslow… xyz} in Verbindung
  • Welche Konflikte oder Synergien ergeben sich aus diesen Erkenntnissen und den möglichen Kombinationen?
  • Kombiniere die Potentiale der Personen mit dem big five (OCEAN-) Persönlichkeitsmodell!
  • Wo und zwischem wem liegt das höchste Konfliktpotential?
  • Wieviele von 5 möglichen Punkten würdest du jedem auf einer Authentizitätsskala geben?
  • Was könnte jeder von denen verbergen oder versuchen zu kompensieren?
  • Vergebe Narzissmuspunkte 1 bis 5
  • Gibt es unter all diesen Gesichtspunkten ein Zentrum?
  • Gibt es Unterschiede zwischen Selbstwahrnehmung und Rollenanspruch?

Alles nur Beispiele. Wichtig scheint mir zu sein, der schon erwähnten Neigung zum Sycophantischen durch neutrale Formulierungen der Fragen zuvorzukommen. Dem Baby kann man zu leicht etwas in den Mund legen. Vorsicht!

Die schnelle, weitere Entwicklung noch dieses Jahr dürfte dazu führen das die Summe aller im Netz verfügbaren Kommunikationen in Audio, Text und Video spätestens nächstes Jahr dazu führt das über jede Person ein gespenstisch genaues Psychogramm erstellt werden kann. Da wird kein noch so aufwendiges Kreidefressen helfen. Assholes are out! „Coaches“ sind stehenden Fusses tot. Sowieso.

Nachtrag 1: unter diesem Gesichtspunkt ist zB LinkedIn die Hölle auf Erden. 😉

Noch ein Nachtrag, weil ich sehe das man das mit den üblichen, kritischen, reflexhaften Datenschützerpositionen nicht verstehen oder missverstehen kann.
Das Problem sind nicht zusätzliche Daten, sondern wenige Daten (visuell, auditiv) aus denen sich ein Profil entwickeln lassen wird.
Immer weniger. So wenige, das alles hinreicht um Entscheidungssituationen zu verbessern. Es wird sich nichts verbergen lassen, weil alle Daten verfügbar wären, sondern weil in jedem noch so geringen Schnipsel alles enthalten ist. Phillip K Dick on Steroids.

Ich möchte Pete paraphrasieren: Das sieht man doch!

Wer das wie üblich unterbinden will, muss jede Ausbreitung von Sinneseindrücken verbieten. Klar, auch dafür findet sich bestimmt eine Protestklientel.

Production vs Consumption – 3 Days Later (near Future)

Of course, this also happens in times like these. A company that has been muddling around in stealth mode since 2016 goes bang, with its own hardware and an open source model,  opens up the doors and is more than 10 times faster. After a few quick standard questions (metaphysics, taxonomy, classification, philosophy), it feels roughly on par with GPT-4. However, quantity (speed) turns into a different quality here. That really pops. Now it’s OpenAI’s turn. Or they’ll buy them up this week.

If the production time and costs for generated media fall far below the reception times (powers of ten), parallel worlds are created that go unnoticed. We are heading towards Weber-Fechner-optimized times. #Tipler