Soziale IQ-Simulation

Ein nicht unbeträchtlicher Teil der intelligent agierenden Bevölkerung hat in den Strukturen in denen sie arbeiten müssen gelernt Verhalten zu zeigen, das mehr Intelligenz simuliert als sie haben. Müller muss schlau wirken, sonst ist er wech und die Hypothek aufm Haus auch gleich mit. Dat Ärm Müller kann in der Verkleidung eines Beraters, eines Abteilungsleiters oder Hanna auftreten.
Da liegt also auf viel Kommunikationen eine Art Pseudoglitzer, der Smartness, Klugheit, Intelligenz signalisieren soll.
Tja, und nun driften wir in eine Epoche in der langsam ein Ungetüm aus dem Schlamm der AI-Innovation auftaucht, das diese parasprachlichen Routinen gefährdet, weil es sich nicht beeindrucken lässt.

Ich bunker das mal als Nebenphänomen in meinem Lieblingsprojekt: Digitales Partikulargericht ab. Weitergrübeln – äh schräbbeln angesagt.

Überschuss

Es gibt Kommunikationen die über den autopoietischen Standard hinausgehen. Wenige, oder im Subtext verborgen. Die kleine Kraft, die sich an den Rand dessen robbt, was den täglichen Schmumpf ausmacht, der den Laden mit Hilfe kommunizierender Röhren aufrechterhält. Reproduktion ist notwendig, führt aber dazu das Systeme in the long run nur brittle werden. Nur der Überschuss, der extropische Überschuss rettet vor dem Einschlag aus dem Welt(en)raum hinüber in den Weltentraum.

Wenn jemand Scheisse redet

  • Zuerst und zuvorderst schweigen, zuhören. Im günstigsten Moment freundlich verabschieden.
  • Falls ein Körnchen Wahrheit vorhanden ist, hat man wenigstens zugehört. Nicht das die das bräuchten, der Klang ihrer eigenen Stimme verzückt sie hinreichend. Vielleicht hat man sogar eine Nuance gelernt. Das eigene Schweigen kann ein erquicklicher Quell faszinierender Einsichten sein. Ähnlich dem Stream of conciousness bei Hörspielen.
  • Bei hinreichendem intellektuellen Masochismus kann man diese auch dem dialektischen Widersacher unterbreiten und wird überrascht sein wieviele Lücken in der eigenen Argumentation jener in 3 Millisekunden finden wird. Lay back and enjoy!
  • Falls man einer ausgemachten Quatschattacke ausgesetzt ist: Meistens ist man dann einem Dunning-Krüger-Helden in die Arme gelaufen, der oder die Einwände oder Gegenargumente sowieso wegfegen und Taubenschach spielen muss. Muss, weil sie unstillbare charakterliche Dämonen füttern müssen. Dominanzangst, Kontrollverlustängste, Overconfidence, lebenslang unstillbare Aufmerksamkeitsabgründe.
  • Im Falle, das man leider an einem gemeinsamen Ziel arbeiten muss oder die andere Person sanktionsfähig ist, muss der Konflikt so respektvoll wie möglich ausgetragen werden. Umgekehrt darf man allerdings nie Respekt erwarten und muss lernen mit Sticheleien, Sarkasmus, old and simple Beleidigungen umzugehen lernen. Kostenloses Training. Geduld und kommunikatives Jiu-Jitsu.
  • Wenn man das als lebenslanges Lernprojekt betrachtet, dann mit level-k thinking und dem japanischen Yomi auseinandersetzen. Think ahead.
  • Triggerwörter vermeiden, umformulieren:
    • An zunehmend feuchterer Aussprache zu erkennen oder das die Stimme eine Oktave höher rutscht. Dann beginnt ein linguistisch kreativer Slalom. Ist man wirklich, wirklich in der Lage etwas zu erklären oder zu sagen ohne das Triggerwort zu nutzen?
  • Nichtrelevante Person: Eine Person die sich meinungsstark und Dunning-Krügerisch zu einem Thema äussert obwohl sie in keiner Position ist, die ihre Meinung relevant oder wirkungsvoll machen würde. Hier ist angebracht zu schweigen, aber respektvoll zuzuhören, obwohl das anstrengend bis zehrend sein kann. Genauso schnell und intensiv wie solche Menschen zum Instantexperten werden können, so schnell können sie auch das Thema wechseln. Man braucht also nur abzuwarten. Als Instantexperte und Meinungsböller gibt es an jeder Ecke und jeden Moment viel zu tun und man muss leider von Thema zu Thema hetzen.
  • Die meisten meinungsfreudigen Quatschköppe leben ihren Trieb ausserhalb jeglicher Kontexte aus, in denen sie auch nur einen Hauch von funktionaler Kompetenz hätten. Hat man das mal erkannt wird es angenehm ruhig. Man muss zu Meinung nicht auch eine Meinung haben.
  • Und: ja mir ist klar, das Du das lesen könntest. Vielleicht sogar mich selbst in Zukunft dabei erwischst wie ich Scheisse labere. 😉 Vielleicht sogar jetzt.

Zumutung

Die Abstraktionszumutung schlechthin ist die Erkenntnis, das Regelkreise im wesentlichen inhaltsneutral funktionieren. Ob Wasser, Elektrizität oder Gelaber: egal. Systemische Metadummheit setzt auf Verstand in Systemen, für die der Code wahr-falsch nur eine Störung darstellt.

Lustig und schnell muss es sein. Vor allem schnell, weil dadurch jeder Dämpfungsfaktor gegen Null gefahren werden kann.

Wird leider fortgesetzt.

Die Intelligenz der Umwelt

Folgt man der heuristisch-strategischen Maxime John Boyds:

IQ (ours) ≤ IQ (theirs)

könnte man ableiten, das diese Annahme jungen Menschen eigentlich nur in seltensten Fällen möglich ist. Unter 30 wird diese Relation eher umgekehrt empfunden und gelebt. Dadurch wird das Scheitern schöner, aber auch die zufälligen Erfolge.

Überschuss

Wer zu den Kommunikationen des Netzes keine überschüssige Komplexität beisteuert, trägt nicht zur emergierenden Ausdifferenzierung bei. Nur im spielerischen, unberechenbaren liegt die Zukunft einbeschlossen. Die nachäffenden Figuren (Stil, Form, Design, Medien, Organisation…) sehen nicht nur alt aus. Sie sind es. Kein Überschuss.