Bezahlfacebook?

Ich bin jetzt mehrfach von Facebook gefragt worden, ob ich mein Posting gegen Cash featuren möchte. Ich habe natürlich dankend abgelehnt und dann verschwubbelte das im Nirgendwo und wahrscheinlich haben das auch nicht alle zu sehen bekommen. Gnädige Aufmerksamkeitshygiene eines benevolenten Herrschers.

Was mich natürlich langsam auf den Gedanken bringt, ob es nicht komplett abwegig ist davon auszugehen, das in irgendeiner nicht so fernen Zukunft jedes Posting/Status/Link mit Cent-Beträgen abgerechnet werden wird. Aufmerksamkeit gegen Cash. Für jeden. Zuspitzung der Aufmerksamkeitsökonomie mit allen Turbofolgen der Inequality. Politik gegen Cash. Bürgerbewegungen gegen Cash. Cash gegen Cash. Oh, eine Bank.

Es wird Zeit sich dort konsequenter zu verabschieden. Ein unberechenbares Silo.

Weitermachen

Das ist eine der negativen Begleiterscheinungen der Marktkriege um unsere Kommunikationskotzbröckchen: Gespräche werden in dieser historisch-technologischen Phase zersplittert. Aber das ist keine Folge dieses Internets, sondern des kommerziellen Kampfes um noch den kleinsten Splitter auf Facebook, Google Plus, Twitter oder sonstwo.

Chr. Kappes hat wie ein Rohr im Wind sensibel auf meine gestrige Anregung reagiert. Ich hab den Text als kongenialen Anschluß empfunden: Mehr Impro. Mission accomplished. Ob es nun im Detail Makelpunkte gibt oder nicht: Das ist Job von Kusy, der muss immer richtig liegen, weil er an einem anderen (meines Erachtens überkommenen) Gestus feilt. 😉

Es gab ja in den 70igern oder 80igern so Schreibbewegungen: schreib dich frei mit ohne Töpfern. Vielleicht ist es jetzt auch so: Welche stilistische Lage brauchen wir um die explodierende Kontingenz zu reduzieren? Da hilft meines Erachtens in der Phase der Suche – in der wir alle Stecken – nur diese pre-adaptive, chaotische Haltung, in dem Schreib- und Autorenhaltungen permutiert werden. Mehr Kerouac, mehr Burroughs, mehr Versuch. Die Schmerzen, die aus der krampfhaften, nicht passenden Reduktion auf die alten Medienmodelle resultieren, sind Indikator und Sensor. Schuhe, die nicht mehr passen. Leider spricht der Schuster eine Sprache, die wir nur radebrechend im Vollzug lernen können. 

„Ich beobachte bei mir, wie es sich auch in die analoge Kommunikation frisst.“ Kann ich definitiv aus meinem analogen Labor genau so bestätigen. Ist seit längerer Zeit meine persönliche Defintion von „cloud“. Ich schleppe Threads, Stream, Topics, mit in den Meatspace, es fliesst über, führt zu Schweigen, weil ich gerade 7 mentale Tabs auf habe, die meine Scarcity Gegenübers sehen müssten, damit wir einen optimaleren Anschluss hätten. Momente des sich nicht verständlich machen könnens, weil diese verdammte Augmented Reality NOCH nicht da ist. Nur noch thematisierbar auf einer Metaebene.

Und wenn Bruno Jennrich meint: Das nervt ihn, weil der Autor sich um den Leser bemühen muss – verständlich sein und so -: fuck it! Der Autor sterbselt nicht nur rum weil sich die Formen ändern, sondern auch weil die Öffentlichkeit sich ändert. Es geht nicht mehr um massenmediale Maximierung, die sich in harter Formulierarbeit des Autörchens äussert, weil jeder „Autor“ in Zukunft ein Publikum haben wird, das weit unterhalb Dunbars Number liegen wird und das genau seiner Thematik, Stillage und „Verständlichkeit“ entsprechen wird. Jeder Pott wird seinen Deckel finden. Alles nur noch unendliche Gespräche.

Change within change

Könnten Sie mir das Salz rüberreichen? Die Trägheit und Gewöhnlichkeit einer Aufforderung und der nachfolgenden, schwungvollen Bewegung eines Armes, der ein Salzfässchen mit der genau richtigen Hingabe einem geöffneten Ei zuführt, erhält nicht dadurch eine tiefere Bedeutung weil die Bewegung in der 1.Klasse stattfindet, sondern in der 1.Klasse eines Flugzeugs in 10000m Höhe bei 800km/h. Innerhalb eines Systems ist die Bewegung des Gesamtsystems so unsichtbar wie schwarze Katzen in der Nacht. Goldränder an Salzfässern täuschen nur über den Nullpunkt eines Inertialsystems hinweg über das wir nur Vermutungen anstellen können. Aber wir können gerne weiter über Etikette bei der Darreichung von Goldfässern mit Salzrändern diskursifizieren.

Schwung der Figur im wendenden Punkt

Flüssiges zu flüssigem. Teilnehmen in einem Fluss. Keine kanonischen Texte mehr, sondern Teilnahme an einem großen kontingenten Fluss. Darin liegt auch das Unverständnis begründet, das Menschen die nicht aktiv im Netz unterwegs sind, selbigem entgegenbringen. Darum ist Free Jazz für den Zuhörer anstrengender, als für den aktiven Improvisator. Darum sind Denker wie Kusanowsky auch immer noch in einer Geste befangen, die versucht zu argumentieren und kanonische Erkenntnisse zu simulieren. Wir müssen hier – und das hier ist das Überall morgen – neue stilistische Schreibhaltungen erfinden, die diesem 24/7 Fluss mehr entsprechen, als die der Seminaristen, Föjetongisten oder Postdocs. Wer sich mit der Cut-up Technik von Burroughs anfreunden kann, ist der Zukunft des Schreibens und der Kommunikation näher als alle Gralswächter der Theorie je sich wähnten.

So zu tun als ob man ein Medium wäre gibt mir keine Ispiration mehr. Die Figur der Demokratisierung der Medien ist so falsch wie möglich. Die darin begründete Schreibhaltung, die sich ihren Stil sucht ebenfalls. Das imaginierte Publikum behindert unsere Zukunft. Die nächste Gesellschaft ersteht in Sätzen, die zu einem ganz anderen imaginierten Publikum spricht, als das der Abituraufsätze, Features, Bücher und Dissertationen.

Science Fiction ist nicht mehr unsere Zukunft. Die Symbole, die uns bis zur Erregung inspirieren müssen heute, hier erfunden, gefunden werden.

Mehr Impro. Mehr Groove!

Die Jagd nach der Dysonsphere

Hach, das ist aber nett. In meinem Vortrag im Juli an der MDH nahmen die Dyson-Sphären einen nicht unwesentlichen Raum (haha) ein, was dem Ganzen natürlich einen hochspekulativen Drall gab. Dr. Jay mopperte, eine Studentin bemängelte Praxisrelevanz. Aber manchmal muss man durch sowas durch und verbissen an Visionen festhalten. Was in einem kleinen Vorlesungsraum in einer kleinen Großstadt in Teutschland heftiger Spinnkram ist, kann ein paar tausend Kilometer weiter ein paar tausend Dollar, genauer 200000$ wert sein. Geoff Marcy hat diese Summe von New Frontiers in Astronomy & Cosmology erhalten um handfest nach Dysonsphären zu suchen. Weitere Details auch im hochgeschätzten Centauri-Dreams-Blog.

Brause oder Real Thing?

Das nutzt mir jetzt rein garnichts, wenn abfuckte Realisten sagen: Ja, so sind die Menschen oder so ist Marketing. Während ein brausegesponserter Ösi, der sich aus großer Höhe raumfahrtlookalike schnell runterstürzen will, Aufmerksamkeitsrekorde bricht (Trending Topic on Tiwtter!), dümpelt das Real Thing von SpaceX so vor sich hin.

Dahinter lauert natürlich mein Glaube an eine Hierarchie von Relevanzen. Ich bin dummerweise immer noch nicht davon zu überzeugen, das Justin Bieber wichtiger ist als ein heranrasender Asteroid. Aus dem gleichen Grund halte ich das Andocken von Dragon an die ISS durch eine Privatfirma immer noch für langfristig relevanter als brausegesponserte Scheinrekorde.

Vermutlich unterliegt dieses Relevanzrätsel einer Art Kohlbergfilter. Wer auf Stufe 1, 2 oder 3 hängt, identifiziert sich wahrscheinlich schwerlich mit der Lösung von Problemen, die die gesamte Art bedrohen. Problemräume und Zukünfte und mithin auch die daraus folgenden Relevanzen entstammen eben auch dem imaginierten sozialen Umfelds. Wenn dieses nur mich oder allerhöchstens meine nächsten Bezugspersonen umfasst, bleiben mir natürlich Problemstellungen, die die gesamte Art betreffen ein Buch mit 7 Siegeln. Umschalten. „Matta, komm ma, da springt einer von ganz hoch!“