Die Reise in den Chaospunkt

Nach der Lektüre des Doomsdayinterviews mit Flassbeck auf ZDF und einem kurzen Kommentarwechsel auf G+ mit Bruno Jennrich, wird mir klar, was mir implizit – zu implizit? – immer klar war. Vielleicht – bestimmt – hab ichs vor Jahren im alten Blog schon mal abgesondert, aber ich muss es nochmal rauspuhlen.

Das intrikate Zusammenspiel aus Technologie und Zinsspirale produziert meines Erachtens einen Phasenraum (?) der auf einen Chaospunkt zulaufen muss. In diesem Sinne leben wir in einer Übergangszeit, die mit allen (ALLEN; get it?) begrifflichen Hilfsmitteln nur perpetuiert werden kann, nicht durchdrungen. Den nächsten Attraktor können wir nicht beschreiben, nur konstatieren, das es einen geben wird. Das Rumgefrickele an Trendverlängerungen ist ebenfalls nur eine Verlängerung der Vergangenheit. Ich vermute, ein Umschlag im brutalsten Sinne des Wortes in einen neuen Phasenraum mit neuem Attraktor muss leider durch diesen Chaospunkt. Man spielt nicht mit exponentiellen Technologien ohne irgendwann den Preis –  nein Preise – zahlen zu müssen. Auch das Denken in „Exponentialitäten“ ist da ebenfalls zu kurz gedacht, weil nur eine andere Art des linearen Denkens, nur eben auf Speed. Der Umschlag in andere Qualitäten entzieht sich diesen Rastern.

Ich schätze je näher wir uns diesem systemischen Chaospunkt nähern, desto Wow-iger werden die Symptome und Phänomene. 2-4-8-16-32…

Neverending Gespräche

Einem Buch, Text, Dokument wohnt stilistisch auch die Unwahrscheinlichkeit der Begegnung inne. Das Entree muss erwärmen, überzeugen. Facebook, ein langjährig geführter Blog oder andere Medien sind unendliche Gespräche, die eigentlich kein Entree weder stilistischer noch designerischer Natur benötigen. Wir werden miteinander weiterreden wider alle Rationalität, wider die verrrutschten Gesten und wider den Geist des Verlustes, der sich im post-xyz manifestiert. Denn im Weitermachen glauben wir an die utopischen Kristalle des Prae. Ich werde euch nicht los, ihr werdet mich nicht los. So sind die Zeiten. Die Noosphäre ist schon längst Alltag.

Manna reloaded

Manna ist vor 6 oder 7 Jahren zuerst im Blog von Marshall Brain erschienen. Vor ca 2 Jahren durfte er dann auf einem der Singularity Summits einige der Fragen, die keiner der technoiden Lineardenker auf Exponentialdroge aus dem Umkreis Singulartity Institute je angerührt hatte vortragen. Ergebnis: Schweigen. So wie in: öööh. Soviel IQ und soviel Dumpfheit. Aber nun scheint jemand den Text über IEET wieder hochzuhieven. In Systemen und Rückkopplungen und anderem Dreck zu denken ist kurzweiligen „Denkern“ nicht eigen. Sie schlucken ihre Portion S-Kurve und überlassen die Folgen dem Pöbel. Das sich beschleunigende Technologien ein massives ökonomisches und Machtproblem durch die globale technologisch beförderte Inequality erzeugen dämmert da einigen Apologeten erst slowly. Eine kleine Prise soziologischen Denkens scheint Peter Thiel langsam auch zu schlucken, wenn man das Interview mit Fukujama (ja – DER Fukujama) zwischen den Zeilen auswringt. Uhh – und in Thiels Gegenwart fiel der Name Polanyi. Ts ts…

Marshall Brain: Manna

Interview mit Peter Thiel durch Francis „nix history“ Fukuyama

Post oder Pre

Kleine Spontanimpro über ein Motiv von Saurier Duval.

Wenn ich ein Musikstück einstudiere, bezeichne ich die unfertigen Stadien nicht mit Post-Unfähig, sondern bin immer auf ein Werden hin gerichtet, lebe und arbeite also aus einem Pre-Bewusstsein. Das ist die Freude des Schaffens und macht die gesamte Motivation hin auf ein Ziel aus.

Im Gegensatz dazu schaue man sich die gängigen Bezeichnungen in Philosophie, Soziologie und gesellschaftlichen Diskursen an: Es wimmelt von Post-xyz. Man definiert nicht aus dem Bewusstsein eines hin-zu, sondern aus dem passiv konstatierten Verlust eines affimierten Zustandes.  Sollte unsere  Sprache nur ein bischen daran beteiligt sein, wie wir unsere Welt ent-decken, dann gehört diese Post-Denke zu einem Filter, der das schöpferisch Neue für uns unsichtbar macht. Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang – you choose.

Reflexionen zur Echokammer

Die Qualität der Circles, der Freunde, der Follower ist ein direkter Spiegel der Persönlichkeit. Die wertenden Kommunikationen darüber ebenfalls. You get what you are. Zumal in den immer längeren Zeitspannen sich statistische Effekte und Schleifen bemerkbar machen werden, die ein wie immer beschreibares Niveau herausmendeln werden, das nur durch gezielte Brüche und Selbstprovokationen up oder down transformiert werden können. To speak 4th-wayig: Schocks. Kommunikative Schocks. Insofern setzt die aktive Nutzung des Netzes den Willen zur Selbstentdeckung voraus. Wer das nie gesucht hat, wird entweder altes Kommunikationsverhalten prolongieren oder sich da raushalten, aber trotzdem versuchen mitzureden. Paradoxer Mist an den Schorfrändern, dort wo sich On- und Offline berühren. Impro Ende.

Nur so

Eine gewisse Anzahl von Lautsprechern erwacht gerade schweissgebadet aus dem feuchten Traum eines Bloggers um 2005, der davon fieberte wie auf wundersame Weise aus Aufmerksamkeit Macht wird. Nur ist Aufmerksamkeit leider kein symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium. Geld, Macht, Recht, Liebe – ja. Aber Aufmerksamkeit? Das kann auch nur jemand träumen, der sich bei Dschungelcamp die Nägel abkaut oder glaubt HTML wäre eine Programmiersprache. Die Verkennung von Mechanismen jenseits aller Kompensationen von Aufmerksamkeit führt zu einer ständigen Unterschätzung sozialer Dynamiken, die nicht in C abbildbar sind. Diese ständige Unterschätzung der sozialen und kognitiven Fähigkeiten ist leider seit der Erfindung des Ottomotors das autoerrektive Merkmal eines Geeks (früher hiess das Bastler). In politischen, gar machtpolitischen Belangen ist das allerdings der goldene Schuss in den Fuss.

Wenn das geliebte Objekt der Identitätsfindung schliesslich wie in jeder erfolgreichen, technologischen Verbreitung ubiquitär wird, dann, ja was dann?? Die smarteren stellen sich an die Spitze der Böwögong und werden Gatekeeper. Die weniger smarteren werden freakig und lernen C rückwärts. Die opportunistischen dienen sich der Funktionselite an. Der Rest brütet dumpf in seinen Club Mate rein.