Schwung der Figur im wendenden Punkt

Flüssiges zu flüssigem. Teilnehmen in einem Fluss. Keine kanonischen Texte mehr, sondern Teilnahme an einem großen kontingenten Fluss. Darin liegt auch das Unverständnis begründet, das Menschen die nicht aktiv im Netz unterwegs sind, selbigem entgegenbringen. Darum ist Free Jazz für den Zuhörer anstrengender, als für den aktiven Improvisator. Darum sind Denker wie Kusanowsky auch immer noch in einer Geste befangen, die versucht zu argumentieren und kanonische Erkenntnisse zu simulieren. Wir müssen hier – und das hier ist das Überall morgen – neue stilistische Schreibhaltungen erfinden, die diesem 24/7 Fluss mehr entsprechen, als die der Seminaristen, Föjetongisten oder Postdocs. Wer sich mit der Cut-up Technik von Burroughs anfreunden kann, ist der Zukunft des Schreibens und der Kommunikation näher als alle Gralswächter der Theorie je sich wähnten.

So zu tun als ob man ein Medium wäre gibt mir keine Ispiration mehr. Die Figur der Demokratisierung der Medien ist so falsch wie möglich. Die darin begründete Schreibhaltung, die sich ihren Stil sucht ebenfalls. Das imaginierte Publikum behindert unsere Zukunft. Die nächste Gesellschaft ersteht in Sätzen, die zu einem ganz anderen imaginierten Publikum spricht, als das der Abituraufsätze, Features, Bücher und Dissertationen.

Science Fiction ist nicht mehr unsere Zukunft. Die Symbole, die uns bis zur Erregung inspirieren müssen heute, hier erfunden, gefunden werden.

Mehr Impro. Mehr Groove!

8 Gedanken zu „Schwung der Figur im wendenden Punkt“

  1. „Mehr Impro“

    Spontaneität war für mich schon immer das, was ich besonders schätze, besonders, wenn sie gut einstudiert wurde. Alles andere führt zur Routinisierung von Turnübungen, die nur erbringen können, dass sie nichts erbringen sollen.
    Wer etwas anderes will, das Unverhoffte, das Unerwartete, das ganz Neue, das ganz Überraschende, muss halt was anderes einüben. Aber bitte: spontan. Wie sollte es sonst gehen? Auf Kommando, jetzt, sofort. Ganz neuer Plan: jetzt machen wir uns mal strubbelig, aber so, dass es keiner merkt. Sonst wärs ja einfach.

    • So What (1959). Weitermachen oder weitermachen? Vielleicht bin ich ja doch zu sehr Musiker und habe einmal zu viel erfahren, das es das gibt. Ja. Erlebt. Aber man muss sich bemühunglos darum bemühen.

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