In Zukunft

Bloggen hat sich eingelevelt. In Deutschland, vielleicht weltweit, ist nicht mehr drin. Was auch immer drin gewesen wäre (siehe Utopie) wird jetzt nicht mehr sein Haupt recken. Ob politische Wirksamkeit oder subjektive Äusserung: Mehr wird nicht kommen. Die Integration in den Medienmix ist beendet. An den Rändern wird noch gemarketingt oder rebelliert werden, aber das Dreieck aus Macht – Aufmerksamkeit – Vermögen stabilisiert sich. Die Drift der kommunikativen Evolution der Noosphäre wird unpersönliche Stimmen hervorbringen, die dem Ego keinen Raum bieten. You get the drift?

Diese Drift ist es, die egoischen Projekten wie Blogs Schmerzen der Verkennung auferlegen wird. Verbannt in die Enklaven der Mikroaufmerksamkeit und umwoben vom Lärm des Narzismuss. Ich – ich – ich. Der evolutionäre Vektor wird nur dort kanalisiert werden, wo der egoische Hunger neutralisiert wird.

Das Blogmodell ist zu sehr beherrscht vom egoischem Hunger und stellt eine Barriere für die Noosphäre dar. Rezipienten und Produzenten sind gefangen im iterativen Sog wirklichkeitsgenerierender Aufmerksamkeitsprozesse. Nur dort, wo der Einfluss des Individuums verschwindet wird sich die Freude der Teilhabe am maximalen Gradienten der Evolution wieder einstellen.

4 Gedanken zu „In Zukunft“

  1. Ach, der Siggi Becker, klar den kenne ich. Aber wir waren ja gestern Abend schon unterschiedlicher Meinung, alleine mir fehlt’s am zündenden Wort.

    Wobei, so unterhaltsam war ich schon lange nicht mehr andere Meinung …

  2. Ich glaub ich seh nicht recht! Bloggen hat sich eingelevelt? Erstens glaube ich das nicht und zweitens wie passt so eine Aussage in dieses Blog? Wyrd hier demnächst auch noch daran gezweifelt, dass die Singularität je zu erreichen sei? 😉

    Zu den Blogs: Was sich sicher „eingelevelt“ hat, ist die Rezeption des Mediums durch (wie auch immer zu benennende) Vorläufer, Geeks, Early-Adopters. In den nächsten 10 Jahren (!) wird der Mainstream folgen (also eher langsam, allmählich und vor allem unauffällig).

    Dabei werden Blogs vermutlich keine Massenmedien (mit hohen Zugriffszahlen wie die gute alte Zeitung), sondern eher Spezialisten in (unendlich vielen) Nischen sein. Aufmerksamkeit kommt dann aus der jeweiligen Nische (sei diese privat oder fachlich orientiert) und aus der Tagesaktualität, die bestimmte Themen für kurze Zeit nach oben spült.

    Das semantische Web und vielleicht schon erste Ansätze zur KI werden dann gute Inhalte aufspüren und nicht mehr die heutige Link-Huberei, die sicherlich vielfach persönlichen Neigungen und Eitelkeiten unterliegt. Es wird also objektiver werden, was dem Long-Tail zugute kommen dürfte.

    Das sind doch gute Perspektiven, oder?

  3. Hier wyrd halt ohne Rücksicht auf Hobbys spekulieret. 😉 harr harr.

    Die Wurst hat zwei Enden und ne S-Kurve eins. Wie das zusammenpasst, hier in diesen fringen Hallen!? Anwort aus dem Jahre 2004 hier. Was jetzt noch kommt ist nur noch systemstabilisierend. Hart gesprochen. Auch wenn es sich vielleicht jetzt noch nicht so anfühlt, aber ich meine es gibt Indizien dafür das das Dreieck aus Aufmerksamkeit – Macht – Vermögen die kurze (ca 4Jahre) Irritation durch Blogs aufgefangen hat.

    Das Posting kam nach dem Bloggerstammtisch zustande, der in Ddorf ja einige ähem, langjährige Experten (5 Jahre aufwärts) aufweisen kann. Ich meine sogar herausgehört zu haben das Jens da sogar Zahlen zu hätte.

    Mein Filter ist aber grundsätzlicher: Beschleunigung, etcpp, Formation und Transformation der Noosphäre. Und da meine ich zu sehen, das das Tool „Bloggen“ integriert ist. Gut ist ne Wette, aber ich glaube keine sehr gewagte. Klar wird man das Thema dem Mittelstand in Einzelfällen erfolgreich verkaufen können. Wer Malerarbeiten in Düsseldorf sucht, landet ja eigentlich auch in einem Blog. 😉

    Was noch dazu beigetragen hat: Das morgen erscheinende Interview mit Biz Stone. Ich habs letzten Sonntag übersetzt und bin dabei wirklich ins Grübeln gekommen. Da sind kleine Samenkörner einer Denke drin, die aus einer natürlichen soziologischen Zugehörigkeit (Alter<30) empfänglich für einen evolutionären Trend ist. Eben den, weg vom Ego, hin zu einer Art Stream of Noosphere. Dagegen sind Blogs egoische Holzhämmer. Und eben deswegen wahrscheinlich auch noch erträglich adaptierbar für Mittelständler.

    Und noch eins muss ich betonen: mir gehts da nicht um Moden, sondern um Entwicklungen. Am besten natürlich transformative. Es ist natürlich schwierig die Linie zu sehen wenn man kein evolutionäres Metamodell hat.

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