The future is digital in two ways: First all will go digital. Second all future political decisions are standing on a digital base. Either we will find ourself quickly living in totalitarian societies or all systems will transform into fully transparent organisations. Such simple.
Soziologie
Digitalisierung
Heute abend im Geplauder (Video folgt) mit den Herren Bruysten und J. über die momentanen, weltweiten restaurativen Tendenzen schwante mir folgendes:
Die evolutionäre Tendenz zur Digitalisierung ist selbst digital.
Exegese: Die Konflikte, die die totale Digitalisierung heraufbeschwört, könnten dazu führen das es in the long run nur ein binäres Ergebnis gibt. Computronicum oder Steinzeit. Die Verwerfungen, die wir mit Wikileaks, JMstV, Urheberrecht, Genetik (ebenfalls eine digitale Disziplin) und sonstwas erleben, erzeugen derart große widerstrebende Tendenzen, das sie sich zu einer Zerreißprobe der gesamten Zivilisation auswachsen könnten. Nein werden. Was auf jeden Fall dabei auf der Strecke bleiben wird, sind die jetzigen Verhältnisse, die jetzigen Systemdynamiken, die heutigen Organisationsverhältnisse, das moderne Menschenbild. Wir haben die Folgen einer totalen Digitalisierung noch nicht im Ansatz begonnen zu begreifen. Und wieder sehe ich nur eine Möglichkeit: Beschleunigung der Beschleunigung.
Irritationen
Sowohl Aufmerksamkeit als auch Innovation sind Akte der Negation. Welche Folgen hat nun allerdings eine Situation, in der eine Innovation daran bemessen wird wieviel Aufmerksamkeit sie zentralisieren kann? Die „innovativen“ Bemühungen um je eigene Splinternets (AOL, FaceBook, Twitter, iPad, … to be continued) sind Ausdruck des Wunsches Aufmerksamkeit zu sammeln, zu zentralisieren und die Innovation der totalen Vernetzbarkeit zu negieren.
Wirklich utopische Forderungen müssten die Aufmerksamkeit aus ihrem Korsett der Negation des nicht Wahrgenommenen befreien und Innovation vom Stigma der Vernichtung des Alten.
1.WaveWednesday in Düsseldorf
Wenn nach nur 3 Tagen Vorwarnzeit über 20 interessierte Menschen nicht auf eine Party gehen, sondern sich Vorträge über Google Wave anhören wollen, dann muss was in der Luft liegen. Nachdem Tim Bruysten und ich am letzten Donnerstag die Demo zu Google Wave gesehen hatten, war uns – wie vielen anderen auf Terra – sofort klar das Ende des Jahres etwas in den Pool der Kommunikationswerkzeuge dieser kleinen unbehaarten Affen geworfen wird, das transformatives Potential besitzt. Schon am Samstag plöppten an den verschiedensten Orten (Schottland, Johannesburg, SF…) organisierte Treffen zu Wave hoch, und von da aus waren es nur ein paar Clicks und der WaveWednesday Düsseldorf war geboren. Alexander Benker und (fast Dr.) Peer Lambertz von Cassini waren schnell ins Boot geholt und nun ist alles auch schon wieder Geschichte. Alex Benker hat noch mal die bis jetzt bekannte Architektur und Funktionalität zusammengefasst, während Peer Lambertz als Rechtsanwalt zu euphorischen Träumereien die rechtliche Erdung verpasste (Vortragslink folgt). Zum Abschluss habe ich versucht eine übergeordnete Sicht aus den unterschiedlichen Reaktionen auf GoogleWave abzuleiten.
weitere Präsentationen von SiggiB.
Die Aufnahme ist mit einem 14-Euro-Mp3-Player in meiner Hemdtasche entstanden, der erstaunlicherweise eine Aufnahmefunktion hat. Besser als nichts.
Was mich sehr erfreut hat, war die Aufgeschlossenheit und kritische, zukunftsorientierte Neugier der Teilnehmer, die bis weit nach 12 Uhr eine Atmosphäre entstehen liess, die mich leicht an den ersten WebMontag in Köln erinnerte. Das es einen 2. WaveWednesday geben wird steht ausser Frage!
Linktip: Posting aus dem Jahre 2004 zum Thema
Change des Change
Aus den Kommentaren zu meinem Gastvortrag im Studiengang C-MD an der FH-Aachen meine ich einen Groove herauszuhören, der bei Einzelnen genau den Drive hat den wir in den nächsten Jahren brauchen werden.
Da driftet in der impliziten Zukunftsbewältigung mächtig was auseinander. Die unter 30-jährigen haben wirklich das exponentielle „anything goes“ eingepreist und wollen in großen Teilen nur den Arsch an der Wand hochbekommen. Noch eine Fliege im Honig ist da wirklich non-wowig.
Für die post-30-jährigen hiesse das mal wirklich nichtlinear zu denken: zu merken, das die „Zukunft“ schon eingefaltet ist in die Köpfe der heranwachsenden Generation, die Gegenwart längst in eine Richtung abgebogen ist, die die vorherige Generation so nicht gesehen hat. Die aufgeregten Entdecker eines neuen Horizonts sterben den mentalen Tod der Lächerlichkeit, wenn sie nicht registrieren wollen, das der Boden auf dem sie denken längst aufgehört hat zu schwanken und zu einem fliegenden Teppich mutiert ist. Der Schwindel, der die über 30jährigen im Angesicht Moores Law und der zurückgelegten utopischen Distanzen ergriffen hat, ist längst pathetisch. Niemand muss trommeln, wenn alles groovt.
Auf dem sogenannten C-Level sieht das selbstredend anders aus. Und genau dieses out-of-sync sein kann dramatische Konsequenzen für die Knowledge-Integrität (ich nenns mal so) großer Organisationen haben. Die jüngeren Angestellten sind mental und tooltechnisch unaufgeregt im pre-Singularitäts-Zeitalter angekommen, während das C-Level stolz Emails ausdruckt. It needs two to tango, aber bei so einem Tänzchen muss einer stolpern oder mit seinen Krücken der Macht wild um sich schlagen.
Na also: Google und Genetik!
Der neue Dienst 23andMe, den Anne Wojcicki und die allgegenwärtige Esther Dyson vor ein paar Tagen gestartet haben, ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen, weil damit eine Art Undercover-Crossover zwischen Google und Gentechnik eingeläutet wurde, zum anderen weil es ein schönes Beispiel für die Dynamiken abgibt, die sich durch die zunehmende Ungleichverteilung von Vermögen und Einkommen in den westlichen Staaten ergeben werden.
Es dreht sich nämlich nicht darum das der durchschnittliche westliche Bürger im Jahre 200X luxuriöser als im Jahre 100X lebt, sondern das der überdurchschnittlich verdienende Bürger des Jahres 200x sich informationspraktisch und gesundheitlich mit Riesenschritten von der unterdurchschnittlichen Masse entfernen kann. Die Mittel dafür existieren jetzt, nicht irgendwann. Wenn 50% der Deutschen überhaupt kein Vermögen besitzen um zu sparen, dann haben sie auch keine Mittel um zum Beispiel einen Dienst wie 23andMe zu nutzen um Gesundheitsrisiken vorzubeugen oder massgeschneiderte Medikamente zu beziehen, wenn in ein paar Jahren das 1000$-Genom machbar sein wird.
Niemand wird in naher Zukunft in Deutschland verhungern, und warmes Wasser wird noch längere Zeit aus der Wand kommen, aber ich befürchte die Folgen der zunehmenden Ungleichverteilung werden schleichend an den Grundlagen unserer Gesellschaft nagen.
Welche Folgen hätte es für die Stabilität einer Gesellschaft, wenn sich die Lebensqualität und Lebenserwartung kleiner Teile der Bevölkerung sichtbar erstaunlich verbessert, während der Großteil immer noch glaubt es wäre normal mit etwas Glück 80 zu werden und Alzheimer oder Parkinson zu bekommen?
Es muss sich viel ändern, damit alles gleich bleibt
In letzter Zeit muss ich oft an dieses Zitat aus Viscontis „Der Leopard“ denken. So viel ändert sich überall, technologisch, gesellschaftlich. Und dennoch bleiben die wesentlichen Faktoren gleich oder verschlechtern sich noch für all diejenigen, deren Leistung sich eben nicht lohnt. Mit Mühe wird die protestantische Ideologie, das sich Leistung lohnt aufrecht gehalten. Dennoch werden die leistungsunabhängigen Einkommen und Vermögen schneller größer als alles andere.
Der moderne arme Schlucker denkt über Geldverdienen mittels Web 2.0 nach, bedient sich dabei modernster Technologie und schnellverdaut den neuesten heissen Scheiss jeden morgen RSS-gefeedet. Was in den 90igern mal an Utopie da war, ist aufgerieben worden zwischen Featureitis und Hartz4. Alle babbeln, linken und liken den gleichen Mist, der runterraffiniert wird aus den O´Reilly-Scoble-Höhen, wenn sie nicht schon vor Jahren in die pseudoliterarische Subjektivität emigriert sind. Alles Soziale wird zum „Kontakt“ instrumentalisiert oder zum Facebook-„Friend“ degeneriert. Schuhverkäufercharaktere tauchen auf, die vor 2007 nicht eine Spur im Netz hinterlassen haben, aber nun selbsterkorene Web2.0 Fachleute sind. Der Rest betreibt bloggend Verbraucher- und Konsumberatung.
Die menschliche Natur wird nicht automatisch komplexer, wenn Technologien komplexer werden. Die Semantik der Bedürfnisse ist immer noch so platt wie vor 2693 Jahren. Die Glockenkurve beschreibt immer noch auch die Verteilung der moralischen Stufen. Vielleicht ist sie in 1000 Jahren ein bischen rechtsschief geworden, wenn man Optimist ist. Aber sonst?
Wer fordert Utopien ein, in einer Zeit, in der es möglich wird die kühnsten Träume der Menscheitsgeschichte in einem gemeinsamen Akt des Aufwachens zu realisieren? Wer stellt bei jeder neuen atemberaubenden Technologie die penetrante Frage: Für wen? Für alle oder nur wenige, die es sich leisten können? Wann wird es für viele schmerzlich offensichtlich das so etwas wie Abu Dubai ein Symbol ist für die Herzlosigkeit globaler Dynamiken, die zwischen dem Alptraum für einen Einzelnen und der Utopie für Wenige pendeln? Wann werden wir das Pendel sehen und den Einzelnen vor seiner Wucht verschonen, ohne den Schwung zu den Sternen zu verlieren?
Wir könnens verdammt kurz machen
Frage an den Plebs 2.0: Ist aSmallWorld auch Mitglied bei OpenSocial?
Anders: Der Wert sozialer Netzwerke definiert sich auch dadurch wer nicht drin ist.