Robotik, Risiko und Gesellschaftsvertrag

Die Stabilität unserer Gesellschaft beruht zu großen Teilen auf der Rückversicherung von Risiko. Das Risiko, Opfer von Willkür zu werden, wird (sollte?) von unserem Rechtssystem abgefangen. Die Kosten einer Krankheit wird von speziellen Versicherungen getragen, Erwerbslosigkeit von der Arbeitslosenversicherung. Die in Jahrtausenden akkumulierte Erfahrung von Schmerz, Würdelosigkeit und Armut haben zur Erkenntnis geführt, das es Umstände gibt, die menschenunwürdig sind.

Was hat das mit Robotik zu tun? Eigentlich nichts, solange die klassischen individuellen Risiken durch gesellschaftliche Institutionen aufgefangen werden. Wenn dies allerdings zunehmend nicht mehr der Fall ist, warum sollten sich dann große Teile der Gesellschaft noch an diesen Vertrag halten? Ist diese Erkenntnis vielleicht schon in Teile der Gesellschaft eingesickert, mit der Folge das wir immer häufiger Zeugen scheinbar irrationaler Phänomene werden, die den Gesellschaftsvertrag ironisieren, umgehen oder ignorieren?

Stabilität in komplexen Systemen ist das Ergebniss sehr ausgeklügelter Regelkreise mit postivem und negativem Feedback. Feedback, das gedämpft oder verstärkt werden kann. In komplexen Systemen einigen Regelkreisen die Dämpfung wegzuregeln kann zu interessanten Phänomenen führen, die allerdings nicht mit dem Begriff Stabilität bezeichnet werden können.

Paradoxerweise ist der Tritt, den dieser Roboter (WMV, 11Mb) von einem seiner Schöpfer empfängt, ein Tritt den wir alle empfangen werden. Aber werden wir auch wie dieser Roboter ein neues Gleichgewicht finden? Und wieder die Frage: Für alle oder Wenige?

5 Gedanken zu „Robotik, Risiko und Gesellschaftsvertrag“

  1. Das Problem womit das ganze Unheil anfängt ist, das der Gesellschaftsvertrag zwar die Grundlage der gegenseitigen Risikoabdeckung darstellt, das ganze aber mit Geld als Einheit gemessen wird. Und Geld ist leider nicht stabil, über Generationen schon gar nicht. Bildung lässt sich nicht direkt kaufen und Kinder sind paradoxerweise zimlich teuer.

    Der Tritt wird kommen, aber wir haben mehr Übung im ‚wieder auf die Füße kommen‘ als Roboter. Also zurück auf Optimismus, es kann ja auch ein besseres System (aus der Sicht von allen) dabei herauskommen. Unpopulär aber wahr.

  2. Die gesellschaftliche Dämpfung – würde ich als Erziehung interpretieren (oder der momentan populistisch verwendete Begriff des Wertes).
    Diese Dämpfung wird zunehmend schwächer. Ein Beispiel sei das heute gestohlene Fell unseres Kinderwagen, der im halböffentlichen Raum des Treppenhauses abgestellt war. Bis jetzt der wertvollste Diebstahl.

    Ich habe es nicht durchdacht, aber als verwackelter Gedanke: der Generationenvertrag ist wohl die Ursache für die lancierte „Deutschland stirbt aus“ – Panik. In Wahrheit geht es wohl nur um den in naher Zukunft abzusehenden Geldeinnahmemangel mangels Masse.

    Aber das kann doch nicht das Ziel sein. Ebensowenig wie ewig ansteigendes Wirtschaftswachstum.

    Bitte mal auf der Zunge zergehen lassen, daß ein Wirtschaftswachstum bereits eine Steigung enthält. Eine Steigung der Steigung – öhhh, ist das nicht was für Siggi?

    Und trotz aller dunkler Mißbrauchsmöglichkeiten – so einen siamesischen Roboterzwilling hätte ich auch gerne gebaut. Ob die Strumpfhosen Mechanikbetriebsgeheimnisse verbergen sollen? Oder einfach bloß Schlamm-Spritzschutz? Aber warum dann im heimeligen Labor? Und warum wird nicht gezeigt, wie das Ding hinfällt?

    Denn das kommt ja sogar bei echten Humanoiden in den besten Populationen vor.

  3. Der Diebstahl von Bedarfsgütern für Eltern wird wohl langfristig eher zurückgehen, wenn die Entscheidungen für und gegen Kinder weiterhin aus ökonomischer Sicht betrachtet wird.
    Aber möge der Dieb des Fells trotzdem im ungünstigsten Moment vom Blitz getroffen werden.

    Warum die nicht zeigen wie der Roboter hinfällt? Nun warscheinlich weil das jeder Roboter kann. Sogar der Roboter, den ich mir mal aus Lego gebaut habe konnte das … leider viel zu gut.
    Und eine Erklärung für die ‚Strumpfhosen‘ hätte ich auch: Vieleicht könnte sich der Roboter mit den ganzen Kabeln und Hydraulikschläuchen die so ein Bein braucht (Analogie: Nerven und Muskeln/Sehnen) verheddern und das währe sicher nicht gut. Aber das ist nur eine Theorie vieleicht ist einer der Entwickler auch Stumpfhosenfetischist oder es ist eine Homage an ‚Helden in Strumpfhosen‘.

    Ich war irritiert über die Lautstärke des Roboters, bis ich die Innenaufnahmen gesehen habe. Das ist aber trotzdem kein Geräusch, das ich eindeutig einer Hydraulikpumpe oder einem Motor zuordnen würde. Oder war das als Summen draussen als ein Warnton gedacht?

  4. Komisch, das laute Motorengeräusch war mir auch gleich aufgefallen, allerdings positiv, weil so ein lauter Soldat im Moment noch nicht zu gebrauchen wäre. Ich glaube aber, daß das Geräusch echt ist.
    Hört sich für mich nach einem hochtourig laufenden kleinen Benzin-Motor an, vielleicht für einen Kompressor?
    Möglicherweise auch ein Stromgenerator.
    Den Antiverhedderstrumpfhosen würde ich zustimmen.
    Und wozu dient die Antenne? Der Funkfernsteuerung? Oder der Telemetriedatenerfassung? Oder beidem?

    Und ich fühle mich schon wieder an Philip K. Dick erinnert bzw. den B-Film „Screamers“, den ich allerdings klasse finde, was beim Ideenreichtum des Autors kein Wunder ist.
    Leider haben die Bücher irgendwie nicht diesen literarischen „Dreh“, ich kann es momentan nicht besser ausdrücken; sie strotzen einfach nur so vor Ideen (heute würde man es auch als Content bezeichnen), aber bleiben eben auf einer gewissen Ebene einfach sachlich beschreibend.

  5. Schätze auch das „Wir“ wieder auf die Beine kommen. Schliesslich sind wir bis jetzt ja auch nur „gehfähige Verwundete“ (RA Wilson). Aber in welcher Form und Organisation? Man stelle sich vor, man wird auf dem Krimes „Leben“ von einem freundlichen Entertainer auf eine Wand geschossen, mit der Versicherung, das man auf der anderen Seite in irgendeiner Form überleben wird. Ha! Das macht Spass, gelle? 😉

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