Kategorie: Jam

  • Right or Wrong

    Right or Wrong

    It’s more musical to be wrong and go with everybody else’s wrong and make it right from that point … than it is to stay right when everybody else is wrong … just to prove that you know where you are. … That’s actuallly a very arrogant attitude … because in trying to show your knowledge you’re really exhibiting your ignorance … in terms of your musicianship.
    (Peterson 1989a, Saying Something, Ingrid Monson, 1997, S 169)
  • Aus dem Leben eines Jazzmusikers

    Phil Woods (Altsaxophon) in der Oktoberausgabe von Downbeat über den Alltag eines Jazzmusikers:

    Jazz zu lehren ist so ähnlich wie Frösche mästen für Schlangen. Ich unterrichte nicht, aber ich erzähle den Kids in Workshops was ich tun würde, wenn ich an einer Uni unterrichten würde. Ich würde sie in einen Bus setzen und die Fenster schwarz streichen, ihnen hässliche Uniformen geben und 400 ungeordnete Stücke Musik, die jede Menge Unisonopassagen (Klarinette, Oboe, Flügelhorn) hat. Ich würde sie 30 Stunden lang ohne Ziel im Kreis über den Campus fahren. Dann würde ich anhalten, alle raus, rein in die Plastikuniformen, auf eine dunkle Bühne ohne Soundsystem oder Soundmenschen, stimmen, Nummer 14791 ausrufen…Balgerei, um die Musik in Ordnung zu bekommen. Gut, nun packt alles weg, hängt die Uniformen auf, zurück in den Bus und wieder 30 Stunden im Kreis fahren. Nach ein paar Tagen würde ich sie fragen: Also, wer möchte daraus einen Beruf machen? Man kann die Leute vor einem Haufen Schwierigkeiten bewahren, weil, so ist das Musikbusiness. Es dreht sich nicht um Musik. Die Musik ist einfach! Es dreht sich um das ganze andere Zeug. Mit der Energie der Jugend zu spielen ist einfach, aber eine Karriere in der Musik aufrechtzuerhalten braucht viel Hingabe. Du magst einen Abschluss in Coltrane haben, aber du musst Britney Spears auf Tour spielen um zu überleben.

  • Üben ohne Band

    Heute erhielt ich die Mail eines E-Gitarristen, der nach über einem Jahr fleissigen Übens endlich mal mit jemandem zusammenspielen will. Was kann man da machen? Zumal wenn man nicht mehr 16 ist, und die Garderobe nicht unbedingt schweres Leder hergibt. Natürlich gibt es hier in Düsseldorf auf der Ronsdorferstrasse oder im Schlachthof die ein oder andere Session oder die Montagssession für Jazzanhänger im Modigliani. Aber darüber hinaus? So, das war die magere schlechte Nachricht. Die gute ist, dass das schon immer ein weltweites Problem war und sich schon vor langer Zeit jemand gefunden hat der sich dem angenommen hat. Die Lösung heisst Band in a Box, ist seit fast 10 Jahren in jedem größeren Musikgeschäft erhältlich und hat gegenüber anderen, ähnlichen Programmen den Vorteil das im Internet weit über 10 000 Songs umsonst erhältlich sind. Die Bedienung ist einfacher als eine durchsoffene Nacht in einem Proberaum samt Folgeschäden und dem Schlagzeuger kann man einfach mit einem Klick das Maul verbieten. Bei regelmässiger Anwendung stellen sich dann auch hörbare Erfolge ein, die sich eventuell rumsprechen und schon hat man ein paar biologische Leute zusammen mit denen man dann doch wieder in so einem Proberaum landet.

  • Improvisation Nr 4

    Der zeitliche Abstand lässt manches milder erscheinen. So ging es mir auch gestern, als ich diese kleine Morgenimprovisation auf meiner Platte fand. Nach einem halben Jahr klingt etwas entweder schlechter oder etwas besser. In diesem Fall schien es mir etwas besser zu klingen. Weitere Aufnahmen und MP3´s zum Download hier.
    Frohe Weihnachten!

  • Sprezzatura

    Es gibt einen Begriff in der Kunst, der die Ausübung derselben seit über 400 Jahren beherrscht: Sprezzatura.
    Der Begriff beschreibt die Haltung der Renaissancekünstler, die Erschaffung ihrer Werke sehr leicht erscheinen zu lassen. Jeder Vorentwurf wurde geheimgehalten. Michelangelos unvollendete Werke durften selbst Päpste nicht sehen. Zu erfahren, das Beethoven 3 Monate nur für das Tadadada (oder padapabomm) der Fünften gebraucht hat, ist irgendwie… desillusionierend. Wenn in der Renaissance „sprezzatura“ noch die Fähigkeit bezeichnete etwas mühelos erscheinen zu lassen, um den Betrachter oder Beobachter durch diese Leichtigkeit einzuschüchtern, so wurde in der Folge daraus eine Forderung des Publikums. Ein Künstler ist einfach immer genial, übt zwar hin und wieder, aber ist eigentlich ein von seinen Launen getriebener Geselle. Und das es leicht ist sieht doch jeder, oder? Wie überrascht sind Jugendliche und auch Erwachsene wenn sie dann im Unterricht erfahren das Herr Malmsteen jahrelang bis zu 14 Stunden am Tag übte, B.B. King empfiehlt jede Tonleiter „you can put your hands on“ zu spielen (und das oft), Herr Slash und seine Mannen sich gar gemeinsam in ein Haus einquartierten um einige Jahre vom Bett in den Proberaum zu fallen. Die Irritationen in diesem Moment sind prächtig anzuschauen. Und der Herr Hetfield studierte gar in einer tourneefreien Saison Jazz!? Iggitt! Irgendwo dazwischen liegt die Realität des täglichen Umgangs mit dem Instrument und nach einigen Jahren kann es wirklich passieren, das das was vorher schwer schien plötzlich ganz leicht ist: Sprezzatura!