Es gibt einen Begriff in der Kunst, der die Ausübung derselben seit über 400 Jahren beherrscht: Sprezzatura.
Der Begriff beschreibt die Haltung der Renaissancekünstler, die Erschaffung ihrer Werke sehr leicht erscheinen zu lassen. Jeder Vorentwurf wurde geheimgehalten. Michelangelos unvollendete Werke durften selbst Päpste nicht sehen. Zu erfahren, das Beethoven 3 Monate nur für das Tadadada (oder padapabomm) der Fünften gebraucht hat, ist irgendwie… desillusionierend. Wenn in der Renaissance „sprezzatura“ noch die Fähigkeit bezeichnete etwas mühelos erscheinen zu lassen, um den Betrachter oder Beobachter durch diese Leichtigkeit einzuschüchtern, so wurde in der Folge daraus eine Forderung des Publikums. Ein Künstler ist einfach immer genial, übt zwar hin und wieder, aber ist eigentlich ein von seinen Launen getriebener Geselle. Und das es leicht ist sieht doch jeder, oder? Wie überrascht sind Jugendliche und auch Erwachsene wenn sie dann im Unterricht erfahren das Herr Malmsteen jahrelang bis zu 14 Stunden am Tag übte, B.B. King empfiehlt jede Tonleiter „you can put your hands on“ zu spielen (und das oft), Herr Slash und seine Mannen sich gar gemeinsam in ein Haus einquartierten um einige Jahre vom Bett in den Proberaum zu fallen. Die Irritationen in diesem Moment sind prächtig anzuschauen. Und der Herr Hetfield studierte gar in einer tourneefreien Saison Jazz!? Iggitt! Irgendwo dazwischen liegt die Realität des täglichen Umgangs mit dem Instrument und nach einigen Jahren kann es wirklich passieren, das das was vorher schwer schien plötzlich ganz leicht ist: Sprezzatura!