Kategorie: Musikerleben

  • Ted Greene ist tot

    Es gibt Gitarristen, die sind nur etwas für Gitarristen. Guitarist guitarists. Wie zum Beispiel George van Eps. Oder eben Ted Greene, der plötzlich im Alter von 58 am Wochenende verstorben ist. Hier liegen zerlesenste Exemplare von „Chord Chemistry“ und „Single Note Soloing“, die auch in den nächsten Jahren weiter zerlesen werden. Wenn ich die wenigen Aufnahmen höre, die es von ihm gibt, drängt sich mir immer wieder der erleichternde Eindruck auf, das da jemand einen Weg jenseits allen Hypes, den die Gitarre umgibt für sich gefunden hat. Einfach nur spielen und das Wissen weitergeben. Ein Instrumentalist, nicht jemand der unbedingt vorne an der Bühnenkante stehen will oder gar muss und dafür alles tut, wie mir ein Rockgitarrist mal beichtete. Ein Instrumentalist ist jemand, der das Instrument liebt, gerne spielt, auch wenn niemand zuhört und die Tiefen der Logik des Instruments erforscht. That´s all.

    Schüler und Freunde von Ted Greene haben einen Ted-Greene-Blog zur Erinnerung eingerichtet. Bei Flickr gibt es ein paar Fotos. Und in irgendwelchen Antiquariaten seine Bücher.

  • Aus dem Leben eines Jazzmusikers

    Phil Woods (Altsaxophon) in der Oktoberausgabe von Downbeat über den Alltag eines Jazzmusikers:

    Jazz zu lehren ist so ähnlich wie Frösche mästen für Schlangen. Ich unterrichte nicht, aber ich erzähle den Kids in Workshops was ich tun würde, wenn ich an einer Uni unterrichten würde. Ich würde sie in einen Bus setzen und die Fenster schwarz streichen, ihnen hässliche Uniformen geben und 400 ungeordnete Stücke Musik, die jede Menge Unisonopassagen (Klarinette, Oboe, Flügelhorn) hat. Ich würde sie 30 Stunden lang ohne Ziel im Kreis über den Campus fahren. Dann würde ich anhalten, alle raus, rein in die Plastikuniformen, auf eine dunkle Bühne ohne Soundsystem oder Soundmenschen, stimmen, Nummer 14791 ausrufen…Balgerei, um die Musik in Ordnung zu bekommen. Gut, nun packt alles weg, hängt die Uniformen auf, zurück in den Bus und wieder 30 Stunden im Kreis fahren. Nach ein paar Tagen würde ich sie fragen: Also, wer möchte daraus einen Beruf machen? Man kann die Leute vor einem Haufen Schwierigkeiten bewahren, weil, so ist das Musikbusiness. Es dreht sich nicht um Musik. Die Musik ist einfach! Es dreht sich um das ganze andere Zeug. Mit der Energie der Jugend zu spielen ist einfach, aber eine Karriere in der Musik aufrechtzuerhalten braucht viel Hingabe. Du magst einen Abschluss in Coltrane haben, aber du musst Britney Spears auf Tour spielen um zu überleben.