Ein paar Gedanken (Web 2.0?)

Der Teil des Netzes, der sich Blogossphäre nennt hat sich schon lange in vielen Details vom WWW abgesetzt. Das mag, wenn man in dieser Brühe täglich schwimmt nicht auffallen, wird aber bis zur Renitenz sichtbar wenn man im täglichen Geschehen mit Menschen zu tun hat, die sich auf dem Stand des Jahres 95 das Netz anzueignen versuchen. Eines der regressivsten Argumente in diesen Belangen ist: Es muss noch einfacher werden, das ist nur was für Geeks. Es wird nie wieder einfacher! Die Menschen die sich an der Grenze herumtreiben werden einfach auf Grund ihrer globalen Reichweite und absoluten Zahl von der Masse, die noch immer mental in 95 verharrt, wie im Wettlauf von Achilles und der Schildkröte infinitesimal unerreichbar bleiben. Das Unverständnis wird unsere Heimat. Wenn man es erklärt hat, ist der Stand der Technik schon weiter…

Wir sind schon lange die Summe unserer Backlinks. Nicht der Texte oder Bilder, die in unserem Besitz verbleiben. Die versammeln sich nur unter unserem Namen, um auf sie hingewiesen zu werden. Die Macht der Dinge oder geistigen Artefakte auf die nicht freiwillig gelinkt werden kann, schwindet. Der Aspekt der Freiwilligkeit in diesem Akt ist enorm wichtig. Der erzwungene oder erkaufte Link wird immer so stark sein wie die Macht im Meatspace, die dahinter steht. Wenn sich aber eine in absoluten Zahlen wesentliche Untermenge der globalen Population aus diesem irrationalen und brutalen Gefüge verabschiedet und Inhalte nur noch freiwillig mit Reputation füttert, dann verschiebt sich ein jahrtausendealtes Machtgefüge zu Gunsten des Metaversums. Anzeichen dafür sind in der Behandlung von Schlipsen bei Google zu finden, oder in der Notwendigkeit einem Freund zu erklären, warum er linken, nicht fullqouten sollte. Rainer Wasserfuhr könnte recht haben: Wir stehen vor einem exponentiellen Wandel hin zu einem Web of Trust, in dem die Blogosphäre nur ein Teil einer größeren Dynamik ist. Zum Leidwesen der Moloche wird dieser „Trust“ nicht käuflich sein.